René Bourgeois im Interview über Facebook, seinen künstlerischen Anspruch und Berlin im Wandel der Zeit.

Am 12. Dezember im Rahmen von „Owl Night Long“ @ Drifter‘s Club Freiburg
René Bourgeois, Interview

Mit Schulkamerad Daniel Steinberg (aka Harry Axt) gründete der damals blutjunge René ein Schulradio, um seiner musikalischen Leidenschaft, geprägt von 16Bit, Art Of Noise, Off und Yello, erstes öffentliches Gehör zu verschaffen. Dem Umzug von Dresden nach Berlin und dem Kontakt zu Heinrichs & Hirtenfellners Label Supdub folgte 2008 sein Debüttrack „4 My Recordz“. Mittlerweile ist der Musikästhet und Hyperaktivist ein wichtiger Bestandteil der Supdub Familie und gilt als etablierter und akzeptierter Produzent und DJ.

Du bist als Künstler heutzutage darauf angewiesen viele Kanäle zu bespielen, auch wenn man da nicht immer Lust drauf hat. Wie stehst du zu Facebook, Soundcloud, YouTube und ähnlichen Netzwerken im Zeitalter der Likes, Plays, Shares und Votings?
Da bin ich tatsächlich geteilter Meinung. Einerseits sind das heutzutage wichtige Medien, um sich und sein Erschaffenes zu publizieren, um Veranstaltungen oder Nachwuchskünstler zu pushen oder einfach nur zur Kommunikation bzw. Information. So eine Vernetzung birgt auch viel Potenzial. Nicht wenige haben es geschafft mit einem Edit zum erfolgreichen YouTube-Wonder oder Soundcloud-Act zu mutieren.
Andererseits kann ich die Menschen sehr gut verstehen, die diesen Wahn ignorieren und ihre kostbare Zeit sinnvoller nutzen als im Spinnennetz Facebook & Co stundenlang gefangen zu sein. Ich selbst nutze diese Präsentationsflächen wie Facebook oder Soundcloud täglich. Man ist halt auch nur ein Mensch. :)

Laut einem Interview aus dem Jahre 2013 hattest du für Ende 2014 geplant, auch als Liveact zu performen. Ist das noch aktuell?
Das ist noch aktuell! Allerdings hantiere ich da eher mit dem Sprichwort: Gut Ding will Weile haben. So ein Live-Act raubt enorm viel Zeit, welche ich auch nicht immer habe. Welches ist das richtige Equipment, was ist die beste Track-Konstellation usw. Das muss alles wohl überlegt sein, man will ja auch als Live-Act zu 100% überzeugen. Ich bin dazu auch noch sehr selbstkritisch bzw. habe selbst einen enormen Anspruch für mein Live-Set. Aber ich denke, lange wird es nicht mehr dauern und ich verspüre bereits jetzt schon so ein gewisses Kribbeln endlich auch als Live-Act auf der Bühne zu stehen.

Du bist ja auch noch als Videoproduzent und Kameramann aktiv, also ziemlich umtriebig, engagiert und entsprechend zeitlich sehr eingespannt. Hast du einen Masterplan, um deine Zeit zu strukturieren und so effizienter zu nutzen?
Naja, einen richtigen Masterplan gibt es da nicht. Struktur ist die Devise! Ich weiß ja, was alles in der Woche zu machen ist und wo da gewisse Prioritäten liegen und genauso teile ich mir das dann ein. Prinzipiell hab ich im Zeitmanagement nur eine Regel. Ich versuche, aufgrund dessen, dass ich am Wochenende kaum zu Hause bin, in der Woche immer ab 16 Uhr für meine Familie da zu sein.

Was für Auswirkungen hat es auf dich, dass dein Leben eine so hohe Frequenz an Highlights, Emotionen und Erlebnissen zu bieten hat?
Man ist glücklicher, aber auch getriebener. Der Stellenwert der Highlights verändert sich allerdings im Laufe der Jahre und man strebt immer nach Höherem, wie bei einer Droge. Aber wenn ich mein Leben so reflektiere, kann ich bis dato darauf stolz sein. Ich hab zwei Hobbys zum Beruf gemacht, hab einen stabilen Freundeskreis und eine wundervolle Familie.

Berlin hat in der elektronischen Musikszene schon immer eine große Rolle gespielt. Wie siehst du die Veränderung in den letzten Jahren und was für Vor- und Nachteile haben sich hieraus entwickelt?
Berlin war und ist für mich schon immer eine Inspiration. In den 90ern vielleicht noch mehr als heutzutage. Die Neunziger waren extrem spannend und äußerst revolutionär in meinen Augen. Mit der Kommerzialisierung verflog etwas von dem Spirit. Allerdings kam damit auch eine enorme Vielfalt an elektronischen Klängen, die bis heute das kulturelle Stadtbild von Berlin prägen. Das einzige was mich hier nervt, ist das extreme Konkurrenzdenken. Es herrscht da so eine gewisse unbegründete Arroganz die ich bisher nur in Berlin kennengelernt habe. Nichts desto trotz, ist das die Stadt, die elektronisch gesehen, weltweit ihres gleichen sucht und für mich der schönste Ort zum Leben ist.

Es steht nicht nur Weihnachten, sondern auch das Jahr 2015 vor der Tür. Was hast Du in der Pipeline und worauf darf man sich freuen?
In erster Linie möchte ich nun mein Langzeitprojekt „Live-Act“ zum Laufen bringen. Dann stehen noch ein paar Remixe an, sowie ein-zwei EPs und dann wollte ich eigentlich anfangen Tracks zu sammeln für mein Album.
Wie lange das dauert und ob das Album noch 2015 erscheint, steht aber in den Sternen. Auch hier ist mein Anspruch, ein für mich perfektes Album zu erschaffen und dafür brauch man Zeit, Zeit, Zeit!!!

Ich wünsche euch ein besinnliches und respektvolles Weihnachtsfest und einen entspannten Start ins neue Jahr.



René Bourgeois auf Facebook

René Bourgeois performt am 12. Dezember im Rahmen von „Owl Night Long“ @ Drifter‘s Club Freiburg.

Ray Hoffmann