Thomas Dworaczek über Historie, Wir-Gefühl und die voraussichtlich letzte Durstlöscher-Party

Die Jungs von Durstlöscher Eventmanagement haben in den letzten vier Jahren in der Ortenau ordentlich für Wirbel gesorgt. Zuerst stahlen sie etablierten Großveranstaltern und Clubs die Show mit einem - ja, jetzt kommt's - Clubheim! Tausende Leute aus allen Ecken des Landes pilgerten zu ihren Veranstaltungen und das, ganz ohne weltweit bekannte Techno-Größen im Festivalformat. Nein, die liebe zur Sache, ein Händchen für den Sound ihrer Gäste und eine ganze Menge Selfmade-Charme verhalfen ihnen zu Ruhm und Ehre in ihrem Segment. Sie waren auch eine der ersten Crews, die das Business professionalisierten, ohne ihre Authentizität zu verlieren - und so dürfen sie heute stolz sein, auf ein kleines Technoimperium mit verschiedenen Veranstaltungsreihen, einem Label und einer Booking-Agentur.
Anlässlich ihres vierten Geburtstags haben wir ihnen etwas auf den Zahn gefühlt.

Hallo Jungs, ihr feiert nun euren vierten Geburtstag. Lang ist es her und bestimmt wissen viele junge Feierwütigen aus der Region schon gar nicht mehr, wie ihr angefangen habt. Erzählt uns doch noch mal, wie es zu eurem Projekt gekommen ist?
Hey, ja lang ist es her. Die wenigsten wissen wie wir zu unserem Namen bzw. zu unseren Events gekommen sind. Es begann alles vor mehr als vier Jahren mit einer „Schnapsidee“. Das Bundesland Baden-Württemberg hat am 01.03.2010 ein neues Gesetz beschlossen, welches den Kauf von Alkohol nach 22 Uhr regelt, was konkret heißt, dass man weder an Tankstellen, Supermärkten oder Kiosken Alkohol erwerben konnte. Dieses Gesetz haben wir mit unserer Clique gleich am ersten Wochenende zu spüren bekommen, da wir wie oft unsere Alkoholreserven vorzeitig aufgebraucht hatten und somit auf dem Trocken gesessen sind. Diese Situation hat uns dazu genötigt, eine Lösung für das Problem finden. Nach längerer Recherche, was die Gesetze angeht, ist uns die Idee gekommen, das Verbot mit einem Lieferservice zu umgehen.
Nach monatelanger Vorbereitung haben wir uns dann im März 2011 entschieden, einen Getränke-Nacht-Lieferservice namens „Durstlöscher“ zu gründen. Als wir nach kurzer Zeit das Potenzial unserer Idee erkannten, beschlossen wir im Juni 2011 eine Party am Sportplatz in Appenweier zu veranstalten, um noch mehr Kunden auf uns aufmerksam zu machen. Das Motto der Party wurde nach unseren eigenen Vorlieben gestaltet weshalb wir eine Elektro-Minimal-Techno-Techhouse-Night organisiert haben. Die Party übertraf all unsere Erwartungen, Freunde von Karlsruhe bis Freiburg die wir zuvor überall auf dem Rave kennengelernt haben, sind zahlreich in Appenweier erschienen. Eine unbeschreibliche Stimmung ist aufgekommen, jeder hat gemerkt das etwas Besonderes geschah, das war dann auch der Grund warum wir im nachhinein gesagt haben, dass wir die Party mit unseren Leuten auf jeden Fall wiederholen müssen, weil wir auch des Öfteren darum gebeten wurden. Somit begann damals unsere Veranstaltungsreihe Durstlöscher, welche durch ihre Locations, DJs, Stimmung und vor allem durch ihre Gäste bekannt geworden ist.

Jedes Veranstaltungsprojekt, das etliche Jahre und Locations auf dem Buckel hat, durchlebt starke Veränderungen. Diese können durch äußere Umstände oder persönliche Präferenzen entstehen. Was hat sich bei euch geändert und was ist gleich geblieben?
Stimmt. Über die Jahre hat sich einiges geändert, bis auf das wir trotz allem persönlich die geblieben sind, die wir schon immer waren. Bei unseren Events hat, wie bekannt, die Location des Öfteren gewechselt. Unser Weg begann in Appenweier am Sportplatz, weiter ging’s in Gengenbach im Skyline, daraufhin haben wir im Musik Club OM Offenburg, Codex Club Achern, Zimmer 11 Achern Jahr für Jahr unsere Leidenschaft und Freude zu den Partys ausleben dürfen.
Über die ganzen Jahre hat sich selbstverständlich das Publikum wie auch die aktuellen Musik-Trends geändert. Davon haben wir uns aber nicht beeinflussen lassen. Die Wahl unserer Acts basiert bis heute auf Förderung neuer Talente, wie auch auf dem Vertrauen unserer Gäste in unseren eigenen Geschmack bzw. Gespür für geilen Sound. 

Neben euren Events habt ihr auch viel Energie und Muse in den Aufbau eures Resident-Stammes gesteckt. Label, Agentur und vieles Weitere ist geplant bzw. wurden schon umgesetzt. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Genau, vor etwa einem Jahr haben wir unsere eigene Booking-Agentur/Label „BlackForest Underground“ gegründet.
Zu den Beweggründen zählte hauptsächlich die Förderung regionaler Talente. Gleichzeitig haben wir auch die Möglichkeit ergriffen, für internationale und bereits etablierte Acts das Artist-Management zu übernehmen. Wir haben vor allem in unserer Region viele Partner, die uns da in der Zukunft unterstützen werden. Diese haben aber auch schon in der Vergangenheit gerne der einen oder anderen Durstlöscher Entdeckung vertraut. Zu unserem Roaster gehören momentan Talente wie z.b. Alberto Ruiz, Gaga, Marika Rossa und viele mehr.
Weitere Infos gibt es unter: www.BlackForest-Underground.com
Wir stehen, was dieses Projekt angeht, erst am Anfang sind aber sehr zuversichtlich und davon überzeugt, dass man in der Zukunft immer mehr von BFU hören wird.

Im technoiden Bereich darf man euch ohne zu übertreiben als Selfmade-Platzhirsch in der Ortenau bezeichnen. Was hat sich in den letzten Jahren dort verändert und welche Veränderungen wünscht ihr euch für die Region?
Das schmeichelt uns als Selfmade-Platzhirsch in der Ortenau bezeichnet zu werden. Die Jahre über hat sich vieles in der Region verändert. Der sogenannte Techno-Boom an dem jedes Wochenende überall irgendwo was ging, ist auf jeden Fall abgeklungen. Natürlich ist es so, dass wenn ein potenzieller Markt besteht, bzw. dieser gerade stark angesagt ist, auch dementsprechend im Überfluss frequentiert wird. Ehrlich gesagt wurde das regionale Angebot an Techno-Partys irgendwann zu viel, wodurch etwas Spezielles verloren ging. Wir wünschen uns hauptsächlich für die Region bzw. alle Events, dass es wieder mehr Emotionen, mehr Wir-Gefühl, mehr Leidenschaft, mehr Interesse für die Musik und Künstler gibt. Eigentlich sind das grundlegende Dinge auf elektronischen Events die aber, vielleicht gerade durch das regionale Überangebot, nicht wie eh und je von Generation zu Generation weitergegeben wurden bzw. in Vergessenheit gerieten.

Schluss mit der Vergangenheit. Jetzt müsst ihr uns noch etwas über die Zukunft erzählen. Was dürfen wir von euch noch erwarten?
Für die Zukunft stehen mehrerer geile Projekte an, wie z.B. die neuen regionalen und überregionalen Event-Reihen. Unser Projekt BlackForest Underground Agency/Label/Events wird deswegen von uns in Zukunft in den Vordergrund gestellt, was auch heißen soll, dass unser vierjähriges Jubiläum am 28.03.2015 im Universal D.O.G. voraussichtlich die letzte Durstlöscher Party ist.

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