Global Marijuana March in Freiburg

Samstag 07. Mai 2016 @ Augustinerplatz Freiburg

Seit mehr als 15 Jahren gilt der erste Samstag im Mai als der Tag, an dem die Befürworter der Entkriminalisierung von Cannabis weltweit mobil machen. Neben über 30 weiteren Städten ist auch Freiburg einer der bundesdeutschen Orte, an dem die Ideen der Bewegung auf die Straße getragen und einer breiten Öffentlichkeit unterbreitet werden sollen.

Hallo liebes Global Marijuana March-Team… und damit auch direkt zur ersten Frage. Wie seid ihr eigentlich organisiert? Als e.V.? Als eine Art feste, politische Zelle, die autonom arbeitet und nur sporadischen Austausch mit weiteren Aktivisten in anderen Städten hält? Oder einen euch schlichtweg die gemeinsamen Ziele?
Wir sind eine offene Organisationsgruppe aus engagierten Menschen, die eine Änderung in der Cannabispolitik anstreben und dafür aktiv etwas tun will. Bisher sind wir noch nicht als Verein organisiert, planen das aber dieses Jahr in Angriff zu nehmen, da es einige organisatorische Faktoren, wie zum Beispiel die Nutzung städtischer Flächen, vereinfacht. Wir würden uns gerne mehr zu dem Thema engagieren. Interessant wäre es, ein Modellprojekt zur Abgabe von Cannabis in Freiburg zu beantragen. Hierfür ist die Gründung eines sogenannten Cannabis Social Club sinnvoll.

Wenn sich jemand bei euch engagieren möchte, wo müsste er sich melden? Gibt es feste Spielregeln fürs Mitmachen?
Feste Spielregeln gibt es nicht. Wer Interesse hat, kann uns einfach auf unserer Facebook Seite www.facebook.com/gmmfreiburg kontaktieren oder schaut unverbindlich auf unserem wöchentlichen Orgatreffen vorbei. Natürlich darf man uns auch einfach auf der Demo persönlich ansprechen.  

Beschreibt eure Anliegen und die Ziele, die ihr mit der Veranstaltung erreichen möchtet und wie es dazu kam, dass ihr euch als Gruppe für das Thema einsetzt?
Unser Ziel ist ein offener und vorurteilsfreier Umgang mit dem Thema Cannabiskonsum. Wichtig dabei ist die Sensibilisierung und Aufklärung der älteren Generation. „Kiffen" ist schon längst in der Gesellschaft angekommen. Dieser Fakt konnte auch nicht durch die strenge Drogenpolitik verhindert werden. Jetzt geht es darum, durch entsprechende Gesetze und Regelungen die Gefahren für die Konsumenten einzugrenzen. Nicht die Legalisierung ist das Experiment sondern das Verbot ist das Experiment und es ist dramatisch gescheitert! Auch wollen wir ein Augenmerk auf die Nutzung von Hanf als Rohstoff und die unbestrittenen positiven medizinischen Auswirkungen setzen. Uns ist sehr wichtig, dass durch die Entkriminalisierung die Zukunft der Konsumenten nicht zerstört wird, aber auch, dass dadurch die präventiven Maßnahmen für Jugendliche und Suchtkranke verbessert werden.

Diese Themen waren im Freundeskreis schon sehr präsent und uns ist aufgefallen, dass es in Freiburg noch keine Veranstaltung zu diesem weltweiten Ereignis - Global Marijuana March - gibt. Also nahmen wir das selbst in die Hand und schafften so, letztes Jahr das erste Mal in der Geschichte Freiburgs, eine Legalisierungsdemo ins Leben zu rufen. Durch die rege Beteiligung und das positive Feedback war uns klar, dass wir es dieses Jahr noch einmal versuchen wollen. Wir haben von den Erfahrungen des letzten Jahres profitiert, und sind dieses Jahr schon viel strukturierter und professioneller organisiert.

Zur Demo selbst und der Frage, die mir bereits auf den Nägeln brennt, seit ich von euren Plänen erfahren habe: Gab es Probleme oder sind euch irgendwelche Auflagen bei der Anmeldung erteilt worden? Aus bspw. Stuttgart konnte man jüngst von absonderlichen Auflagen für ein Kiff-in der Piratenpartei hören (www.vice.com).
Die Stadt Freiburg wurde bisher ihrem grünen Ruf gerecht und hat uns kaum Auflagen erteilt. Im vergangenen Jahr hatten wir beim Global Marijuana March nicht einmal einen Polizisten. Am Anfang haben zwar zwei Beamte mit uns den Ablauf besprochen, dann aber grünes Licht gegeben und sich verabschiedet. Das sei an dieser Stelle mal gewürdigt! Lediglich die Anmeldung motorisierter Fahrzeuge wurde nicht gestattet, aber die werden wohl sehr selten genehmigt. Ausnahme ist hier beispielsweise der CSD, der durch seine Größe einen Sonderstatus erhält. Also ist es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich den Weg zu uns finden und mithelfen einen solchen Status zu erreichen! Ein Paradewagen wäre ein Ziel für die Zukunft, worüber wir uns natürlich sehr freuen würden.

Von wie vielen Teilnehmern geht ihr derzeit aus und wie sieht das Programm, bzw. der geplante Ablauf des Tages aus?
Auf Facebook haben knapp 400 Menschen ihre Teilnahme zugesichert (Stand 26.4.). Das sind fast doppelt so viele wie letztes Jahr. Wie viele davon tatsächlich den Weg zur Demo finden, wird sich dann natürlich erst am 7. Mai zeigen. 2015 haben ca. 150 Menschen dieses mutige Zeichen gesetzt. Da der Global Marijuana March eine weltweite Demonstration ist, werden es dieses Jahr wieder viele Tausende sein, die es auf die Straßen zieht. Wir in Freiburg freuen uns darauf, unseren Teil dazu beizutragen.

Startpunkt wird um 14 Uhr am Augustinerplatz sein. Kundgebungen werden am Rathausplatz und bei der Abschlusskundgebung auf dem Karlsplatz abgehalten. Neben vielen bunten Menschen und Plakaten wird Musik den March abrunden.

Essentieller Bestandteil einer Demonstration sind neben dem Umzug selbst immer auch die Redebeiträge. Wer wird bei euch sprechen? Welche thematischen Gebiete sollen dabei erörtert und öffentlich angegangen werden?
Uns ist es wichtig neben Cannabis als Genussmittel auch die anderen Möglichkeiten der Hanfpflanze aufzuzeigen. Da wäre das leider noch immer oft in Vergessenheit geratene Potential als Nutzpflanze, wie z.B. für ökologische Kleidung, Verpackungsmaterial, Dämmstoff oder sogar in Autoverkleidungen. Ganz wichtig ist auch der medizinische Aspekt, der momentan in Deutschland sehr intensiv diskutiert wird. Allgemein ist es wichtig, Menschen die Möglichkeit zu geben, selbst bestimmen zu können, was für einen selbst gut oder nicht gut ist. Als Redner werden unter anderem folgende Personen mit dabei sein:

Lara Hügle (Geschäftsführerin Roots)
Patrick Hahulla (Tierschutzallianz)
Linksjugend [’solid] Freiburg
Tobias Pietsch (Betreiber Hanfnah, Lahr)
Markus Scheidecker (Organisator)

Zum Abschluss sei noch eine Frage nach etwaigen NoGos gestellt. Bong auf offener Bühne heizen wäre für euer Anliegen und die angestrebte Wahrnehmung wohl eher kontraproduktiv, oder?
Da wir gerade auch Menschen sensibilisieren wollen, die dieses Thema sehr kritisch sehen, wäre es natürlich kontraproduktiv, wenn auf offener Bühne (noch!) illegale Substanzen konsumiert werden. Dadurch würden wir eher abschreckend wirken und das Klischee perfekt machen. Aber apropos Bong, wir verlosen unter allen Demoteilnehmern auf unserer Facebook Seite drei Vaporizer. Der Vorteil zur Bong ist der Fakt, dass die pharmakologisch wichtigen ätherische Öle nicht zu hoch erhitzt und verbrannt werden. So schafft man es, das Potenzial dieser Pflanze unbedenklich auszuschöpfen.

Absolute No-Gos aus unserer Sicht sind natürlich Rassismus, Sexismus und Gewalt. Wir wollen dem Ruf des friedlichen und weltoffenen Cannabis-Sympathisanten gerecht werden. Wir freuen uns mit vielen fröhlichen und gutgelaunten Menschen durch Freiburg zu ziehen!

Herzlichen Dank an euch und auf gutes Gelingen! 

Wir bedanken uns für das offene und unvoreingenommene Interview!

Artikelfoto: GMM 2015 / Heidelberg, Hanfverband Rhein Neckar (http://www.ruprecht.de/?p=7880)
 

Matthias Boksch