kulturaggregat Freiburg: Interview mit Michelangelo Mochi

Künstlerkommune mit Kulturauftrag

Der Arbeitstitel seiner Abschlussarbeit anno 2009 an der freien Hochschule für Grafik Design & Bildende Kunst Freiburg: Invasion! Die Idee dahinter: Junge Kunst im öffentlichen Raum mit einem Festival zu vereinen. Das Ergebnis: Für alle Beteiligten und Gäste - legendär. Für die Hochschule - im Sinne des Studiums, leider nicht zu werten. Skandal!
Michelangelo „Moka“ Mochi ist Designer aus Leidenschaft, sowie Aktivist für mehr Kunst und Kultur im öffentlichen Raum. In Freiburg. Sein aktuelles Hauptaugenmerk gilt dem eingetragenen Verein kulturaggregat, dessen 2. Vorsitzender er ist.

Das kulturaggregat ist ein Zusammenschluss von künstlerisch Aktiven in Freiburg. Designer, Grafiker, Illustratoren. Aber wer steckt dahinter? Welchen Sinn und Zweck hat der Verein? Welche Ziele werden verfolgt? Erzähl doch mal...
Wir waren ursprünglich 20 Künstler, die das Projekt „Wunderland” gestartet hatten. Dann, ein paar Monate später, im Juli 2014, ist das Projekt beendet worden und wir sind auseinander gegangen. Zu fünft haben wir aber entschieden weiter zu machen und ein Verein gegründet. Das kulturaggregat.



Wie der Name schon sagt, sind wir ein Aggregat. Wir produzieren Energie, um neue kulturelle Projekte in Freiburg zu organisieren. Mittlerweile ist diese Gruppe gewachsen. Nicht nur, weil sich die Anzahl der Mitglieder fast verdoppelt hat, sondern vor allem, weil wir viele Erfahrungen gesammelt und uns einen noch besseren Überblick verschafft haben. Wir haben schon zwei Projekte erfolgreich abgeschlossen und sind seit März 2016 in unser drittes Projekt involviert.
Die Projekte hier alle zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen - schaut Euch hierzu doch gerne mal auf unserer Homepage um.



Dem Verein wurden jeweils leerstehende Immobilien zur kostengünstigen Zwischennutzung überlassen. Friedrich 1 (2014, am Siegesdenkmal) folgte August 2 (2015 in der Atrium-Passage) und seit März 2016 ist Hilda 5 (Hildastraße 5) aktuell.
Co-Working-Space? Galerie? Veranstaltungsraum? Was genau geschieht hier?

Die Hilda ist das erste Projekt des kulturaggregats, das nicht von einem Umbau oder Abriss bedroht ist und wir haben hier Großes vor. In Freiburg mangelt es deutlich an kulturellem Input für eine Zielgruppe zwischen 25 und 50 Jahre. Wir wollen ein lebendiges Zentrum gründen, das dieses schwarze Loch schließt und mit lebendigen Projekten füllt.
Eigentlich haben wir das schon, wir sind aber noch dabei das zu optimieren und wachsen zu lassen.



Wir haben bereits einige Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Lesungen und Poetry Slams organisiert. Auch das großflächige Kunstwerk „Kind mit Geschenken“ an der Schwabentorbrücke ist auf unser Engagement zurückzuführen.
Wir haben ein Co-Working-Space, der für Kreative zur Verfügung steht und eine Bühne die unter anderem von Theatergruppen genutzt wird.
Neulich haben wir uns entschieden den Keller umzubauen und Proberäume zu schaffen, da diese in Freiburg echte Mangelware sind.

Aktuell arbeitet ihr an einem Finanzierungsmodell, bzw. seid dabei Spenden zu sammeln, um den Standort über den Jahreswechsel hinaus zu sichern. Gibt es jenseits von Zuwendung und Fördermitgliedschaft Möglichkeiten zu unterstützen? Und, wie könnt ihr Motivieren? Welchen Nutzen versprecht ihr Supportern und Öffentlichkeit?
Um bis Ende Dezember in der Hildastraße bleiben zu dürfen, haben wir eine Vereinbarung getroffen, die ein Abschlag am 31. Dezember beinhaltet. Können wir das bis dahin nicht zahlen, müssen wir raus und der Verein wird sich auflösen. Natürlich brauchen wir jetzt in erster Linie ganz dringend finanzielle Unterstützung und können eventuelle Sponsoren viele interessante Lösungen anbieten.
Dazu brauchen wir aber Mannpower. Seit drei Jahren arbeiten wir unentgeltlich und unerschöpflich. Wir können es nicht mehr so weiter treiben, wir sind seit Monaten am Anschlag. Deshalb sind wir auf jegliche Hilfe angewiesen.



Warum sollten die Freiburger uns helfen? Weil wir auf deren Seite sind. Wir machen das nicht wegen Geld, wir sind null kommerziell. Wer uns kennt, weiß das! Wir machen das, was wir machen, für Freiburg und die Freiburger. Für alle Altersklassen, für alle soziale Hintergründe. Wir erwarten nicht mehr, dass die Politik uns hilft. Mit uns können sie nichts verdienen und ehrlich gesagt, die Stadt interessiert sich überhaupt nicht für junge Kultur.
Ich glaube aber fest daran, dass wir alle zusammen vieles bewegen können. Für eine junge, kreative Stadt, für uns Freiburger.
„Ich liebe Freiburg, weil’s richtig rockt” ist momentan eine unverschämte Aussage auf einer unnötigen Plakatkampagne… lasst uns aber zusammen dran arbeiten! www.kultur-aggregat.de

> Wenn Du den Verein kulturaggregat e.V. unterstützen möchtest, findest Du alles zu Fördermitgliedschaften und Spenden auf der Homepage. Der Hilda5 und Hilda-Artshop sind immer Mo., Mi. & Sa. von 13 - 18 Uhr geöffnet. Hildastraße 5, 79102 Freiburg.





Artikelfoto: Michelangelo Mochi
Textbilder: © Felix Groteloh
 

Matthias Boksch