Freiburg stimmt ein: Interview mit dem Veranstalter Stefan Sinn

Kulturelle Vielfalt - aktiv erleben und gestalten

2017 organisiert der gemeinnützige Verein zum siebten Mal das größte umsonst & draußen Event des Freiburger Kultursommers: Freiburg stimmt ein! Kurz FSE.
Aufgestockt wird das diesjährige Konzept insbesondere um eine dem Konzert- und Festivalsonntag vorgelagerte Kulturwoche. Diskussionen, Vorträgen und Film-Screenings laden zur Auseinandersetzung mit aktueller Kulturpolitik ein. Motto: „Kultur - Ziele, Vermittlung, Wirkung“.



Wo liegen die Ursprünge des Projekts? Mit was für einer Motivation und welchen Zielen habt ihr diese Veranstaltung initiiert?
Wir begannen 2011 mit acht Bands. Wir wollen durch einen möglichst niederschwelligen Zugang so viel Menschen wie möglich den Wert und die Faszination von Live-Kulturerlebnissen näher bringen.

Wie ist es um die Struktur des Vereins bestellt? Wieviel Personen organisieren die Veranstaltung und mit welcher Vorlaufzeit?
Aktuell sind wir zwei Aktive und wir arbeiten mehr oder weniger das ganze Jahr daran. Drei Monate vor der Veranstaltung verdichtet sich das dann massiv.





Wo und wie engagiert sich der Kultur Leben e.V. jenseits von FSE? Habt ihr weitere Projekte in Arbeit?
Wir wollen den Wert von Kunst und Kultur jenseits von ökonomischen Interessen erlebbar machen. Wir arbeiten hier eng mit anderen Gruppen und Institutionen, die die gleichen Ziele verfolgen, zusammen. Zum Beispiel mit der Genossenschaft Haus des Engagements, bei der wir auch Gründungsmitglied sind.

2016 war mit über 700 Musikern auf 19 Bühnen und mehr als 1.000 Akteuren, die sich bei der Umsetzung engagierten, bereits Rekordverdächtig. Konkret, das landesweit größte Mitmach-Kulturfestival. Ist da überhaupt noch Luft nach oben?
Uns geht es weder um Größe, noch um Rekorde. Wir wollen mit neuen Konzepten erreichen, dass sich möglichst viele Menschen für Kunst und Kultur begeistern. Wenn Größe dabei hilft, ist es gut, aber das ist kein primäres Ziel. 





Erfahrt ihr aufgrund der Gemeinnützigkeit und in Anbetracht der kulturellen Bereicherung sowie regionaler Bandförderung Zuschüsse oder eine bevorzugte Behandlung seitens der Stadt Freiburg?
Wir bekommen eine mittlere vierstellige Unterstützung von der Stadt, aber jeder weiß, dass das hinten und vorne nicht reicht. Wir wollen auch nicht bevorzugt behandelt werden. Wir wären schon zufrieden, wenn wir das Gefühl hätten, dass unsere Arbeit entsprechend geschätzt würde. Aber wir erleben, dass unser Ansatz nicht ins Schema passt und daher vielen zu unbequem ist.



Trägt sich die Veranstaltung bei freiem Eintritt ausschließlich durch die Gastronomie, oder wie schaut das Finanzierungsmodell aus?
Da wir keinen Alkohol verkaufen, sind die Getränke und Gastroerlöse marginal. Ohne die Unterstützung aus der Wirtschaft und die vielen ehrenamtlichen und kostenlosen Leistungen von Einzelpersonen, Gruppen, Unternehmen, und vor allem der vielen Musiker, die teilweise weit anreisen, könnte das Festival so nicht stattfinden.

Was bzw. welche Umstände lassen dich eigentlich persönlich so unermüdlich für das Projekt brennen und arbeiten?
Ich hatte das Glück selbst erleben zu dürfen, welches Potential im Musik machen steckt. Zuerst geht‘s ja mal darum die Wahrnehmung zu verfeinern, dann um Offenheit und Teamfähigkeit und schlussendlich auch um Verantwortung zu entwickeln. Alles notwendige Voraussetzungen für eine offenere, solidarischere und demokratischere Gesellschaft. Und da sind wir auf dem Weg aus der Steinzeit noch lange nicht am Ziel.
www.freiburgstimmtein.de

> Sonntag, 02. Juli 2017, 14:00 - 22:00 Uhr, Eintritt frei, 18 Bühnen @ Stadtgebiet Freiburg


Thorsten Leucht