Prinz Pi / Kompass ohne Norden

Keine Liebe Records / Deutschrap
Prinz Pi - Kompass ohne Norden

So langsam wird es zur Normalität. Eine richtig gute Deutschrapplatte kommt raus und steigt direkt auf Platz 1 in die Charts ein. Jüngstes Beispiel: Das neue Werk des Berliner Nonkonformisten Prinz Pi. Mit „Kompass ohne Norden“, seinem 15. Soloalbum (!), hat der bebrillte Melancholiker mit Hang zur Verschwörungstheorie wieder einmal in kompletter Eigenregie auf seinem eigenen Label seinen ganz eigenen Film gefahren. Mit Erzählungen aus einem Leben zwischen Jugend, erwachsen tun und Erwachsentum erschafft er in Ohren Bilder für eine Großbildleinwand. Regisseur Slash Komponist Slash Rapper Slash Songwriter, Prinz Pi macht das wahr. Der Ansatz, ein instrumentales Referenzwerk zwischen Beatles-Akkorden und Wu-Tang-Drums zu schaffen, gelingt ihm mit beeindruckender Leichtigkeit bei größtmöglichem Aufwand - in der Produktion lötete der Eigenbrötler, der sich in all den Jahren eine beachtliche Anhängerschar erspielt hat, gerne mal irgendwelche Geräte zusammen. Prinz Pi schafft hier bedeutungsschwangere Zeilen wie: „Die ersten sind gescheitert / die ersten was geworden / die ersten wurden Eltern / die ersten sind gestorben / Bob Dylan gab mir einst einen Kompass ohne Norden / so treibe ich verloren in ein unbekanntes Morgen.“ Schon heute darf dieses Album wohl als kommender Klassiker des Genres bezeichnet werden. DaWe

5/6

Daniel Weber