Brian Sanhaji im Interview über sein "Ego", Mastering und seine Entscheidungen

Tipps und Tricks für das Mastering
Brian Sanhaji, interview, subculture, techno

Ob mit seinem eigenem Label EgoTon, den Techno Heroen von CLR, als Mastering Genie oder Live Virtuose – Brian Sanhaji hat immer einiges zu bieten.

Hey Brian! Du bist nicht nur als CLR Artist unterwegs sondern hast seit 2011 auch dein eigenes Label EgoTon am Start. Aus welchen Gründen hast du dich damals für ein eigenes Label entschieden und was war dir bei der Umsetzung besonders wichtig?
Bei EgoTon geht es mir hauptsächlich darum meine eigene Musik zu veröffentlichen. Daher auch der Name des Labels. Anders wie bei meinem letzten Labels Enable Recordings oder Sonata Music wird es auf EgoTon keine Releases geben, die nicht von mir sind. Dennoch veröffentliche ich gerne Remixe von anderen Künstlern.

CLR ist in den letzten Jahren global gesehen eines der größten Techno Netzwerke geworden. Im Gegenteil zu anderen Labels ist sich CLR von der Qualität und vom Sound immer treu geblieben. Was macht deiner Meinung nach den Erfolg von CLR aus?
Ich denke das hat viel damit zu tun, dass CLR stets innovative Musik veröffentlicht und zugleich offen für andere Art-verwandte musikalische Richtungen ist - wie man zum Beispiel an dem MOTOR Album erkennen konnte. Es gibt meiner Meinung nach nicht viele wirklich gute Labels, die „echten“ Techno releasen ohne sich von aktuellen Sound Hypes beeinflussen zu lassen.  Da bleibt CLR sich treu, finde ich...

Du hast dir vor allem mit dem Mixing und Mastering für Künstler und Labels wie Chris Liebing oder Cocoon einen Namen gemacht. Denkst du, dass diese Kontakte maßgeblich für den Erfolg deiner eigenen Produktionen waren?
Genau das Gegenteil ist der Fall. Durch meine Produktionen habe ich viele Mastering Kunden gewonnen.

Der Computer hat das Produzieren quasi ins Kinderzimmer geholt. Würdest du trotzdem jedem erst einmal raten, sich mit der Musik auseinander zusetzen und Basics zu lernen bevor er aktiv wird? Inwiefern hat dir technisch, also auch qualitativ, gesehen deine Mastering Arbeit bei deinen eigenen Produktionen geholfen? Und welche grundlegenden Tipps würdest du einem jungen Produzenten mit auf den Weg geben?
Ich denke das Lernen der Basics kommt mit der Zeit von ganz alleine wenn man sich intensiv damit beschäftigt und nicht nur auf Loop Bänke zurückgreift. Meiner Meinung nach gehört es zum Techno Produzieren dazu auch Sound Designer zu sein. Also kann ich nur jedem raten, der irgendwann mal wirklich was drauf haben will, sich hin zu setzen und solange rum zu probieren bis er/sie das Handwerk beherrscht. Die Wahrscheinlichkeit ein One Hit Wonder zu werden ist dann geringer und man kann nachhaltige Musik erschaffen. Was meine eigenen Produktionen angeht ist die Mastering Arbeit für mich kontra-produktiv. Jetzt mal abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen ist die Musik, die ich zum Mastern bekomme, genau das Gegenteil von dem, was ich mir Privat anhören würde. Inspiration kann man da also vergessen. Ich lerne aber durch das Mastering viel was Sound angeht und ich beschäftige mich ja extrem damit wie man zu einem bestimmten klanglichen Ergebnis kommt. Das habe ich schon vor meiner Mastering Tätigkeit gemacht; dadurch bin ich u.a. auch erst zum Mastering gekommen. Ein grundlegender Tipp, der einem viel Zeit und nerven erspart: Gleich am Anfang drauf achten das man eine gute Abhörsituation hat. Wenn ich rückblickend darüber nachdenke, was mir in den ersten Jahren die meiste Zeit und Nerven gekostet hat, dann waren das schlechte Mixe, weil ich alles falsch abgehört habe.



Normale LiveActs haben auch im Techno Bereich teilweise den Charakter eines Album-Konzertes. Bei dir habe ich immer das Gefühl, dass du viel flexibler an die Sache herangehst. Ich kann mich sogar erinnern, dass du in der Finca in Stuttgart deinen Live-Act spontan einfach mal auf drei Stunden erweitert hast. Kannst du uns vielleicht kurz einen Einblick geben, wie du dich musikalisch auf einen Abend vorbereitest? Besteht bereits ein Set-Up im Kopf oder lässt du dich auch oft erst direkt am Abend von der Crowd leiten?
Wenn ich immer wieder dieselben Tracks in derselben Reihenfolge hoch und runter spielen würde, würde mir mein Live Act sehr schnell auf den Sack gehen. Also habe ich mir meine live Session so zusammengestellt, dass ich ohne weiteres bis zu 16 Spuren aus jeweils verschiedenen Tracks zusammen mixen kann. Sprich, ich kann die Bassdrum von Track A laufen lassen und den Bass von Track B, die Hihats von Track C, den Main Sound von Track D usw usw. Dazu habe ich noch die Maschine von NI mit der ich Drums live einspielen kann um das Ganze noch individueller zu gestalten. Mit der Technik erstelle ich Live komplett neue Tracks und kann wenn alles passt auch 4 Stunden spielen. Ich darf nicht vergessen zu erwähnen, dass ich noch ein Laptop habe auf dem Traktor läuft. Dort sind aber nur meine eigenen Tracks und ein Haufen meiner im Studio produzierten Tools drauf, die ich bei Bedarf zu meinem Live Act dazu mixen kann. Ich bereite mich so gut wie nie vor. Go with the Flow.

Ist diese Flexibilität beim Live-Spielen ein Grund für dich, warum du nicht auch als DJ aktiv bist?
Mich hat es noch nie interessiert Musik anderer Produzenten zu spielen. Ich würde mir da blöd vorkommen. Ich sehe mich schon immer als Produzent und Live Act.

Wir haben bereits erwähnt, dass du viel Zeit in deine Firma Sanhaji-Music, also in Mastering Arbeiten für andere Künstler steckst. Fehlt dir dadurch manchmal selbst die Zeit um aktiv an eigenen Produktionen zu arbeiten? Und steht in diesem Jahr noch die eine oder andere Veröffentlichung von dir an?
Auf jeden Fall. Ich bin in den letzten 2 Jahren so gut wie gar nicht mehr zum Produzieren gekommen, da ich unfassbar viel gemastert habe. Aber damit ist seit knapp 4 Monaten Schluss. Ich habe mich größtenteils aus dem Mastering Geschäft zurückgezogen und master nur noch für eine Handvoll Kunden. Das war die beste Entscheidung, die ich seit langem getroffen habe. Man kann sich gar nicht vorstellen wie viel ich in den letzten 4 Monaten produziert habe, mehr als in den letzten 3 Jahren. Mein Live Act ist voll mit neuen Tracks, ich komme mit meinem neuen Album super voran und meine neue Release auf CLR ist seit letzter Woche erhältlich. Das fühlt sich irgendwie besser an als die ganze Zeit Musik anderer geil zu machen.. ;-)

Möchtest du zu guter Letzt noch etwas loswerden?
Don't Believe the Hype...!

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Christian Schmidt