Crash & Drifter’s über den Freiburger Gemeinderat, soziokulturelle Relevanz und ihre Standortsicherung

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Mitte März, Freiburg: Kurz vor knapp erhielten die Betreiber von Crash und Drifter’s Club einen Tipp, dass in einer nicht öffentlichen Ratssitzung der Verkauf „ihres“ Grundstücks an die benachbarte Industrie- und Handelskammer verabschiedet werden soll. Dies hätte die Schließung der Institutionen auf Ende Juli 2019 bedeutet. Die Enklave an der Schnewlinstraße wurde aktiv und das Thema schlussendlich von der Tagesordnung genommen. Seither gab es Gespräche und auch einen Vor-Ort-Termin mit den Stadträten... Den Status Quo haben wir mal bei Holger Bührle (Crash) und Stephan Kern (Drifter’s Club) abgefragt.

Im Gemeinderat ist man fälschlicherweise davon ausgegangen, dass ihr keine langfristigen Ambitionen hegt die Clubs weiter zu führen. Dies würde natürlich mit den IHK-Plänen korrespondieren. Wie kam man zu der Annahme und welche Pläne verfolgt ihr tatsächlich?


Stephan: Woher der Gemeinderat die Informationen erhalten hat, dass wir uns mittelfristig zur Ruhe setzen wollen, ist uns nach wie vor schleierhaft und entspricht schlichtweg nicht der Wahrheit! Bereits 2014 haben konkrete Gespräche mit der Stadtverwaltung stattgefunden, in denen wir unser nachhaltiges Interesse, nicht nur an einer Fortsetzung der Verträge, sondern explizit den Wunsch und den Willen an einer langfristigen Verlängerung des Pachtvertrages betont haben. Wir sehen uns als Institution der elektronischen Musik für Freiburg und für jedermann und wollen dass das Drifter's Bestand hat. Über die Jahre haben wir diverse Clubs kommen und gehen sehen und stehen nach wie vor in der Schnewlinstraße für viele Clubgänger wie ein Fels in der Brandung.

Holger: In den Gesprächen mit der Verwaltung ging es natürlich auch um unsere zeitlichen Ambitionen. Wir sehen das Fortbestehen des Crashs aber nicht so sehr an unsere Personen gebunden - was wir in den Gesprächen auch deutlich gemacht zu haben glaubten. Sicherlich paart sich da eher das Wunschdenken der Städteplaner mit unseren Aussagen. Wie lange Mario und ich das Crash noch persönlich betreiben, hängt in erster Linie von unserer Gesundheit ab. Einen Betrieb darüber hinaus kann durch Vertreter oder einen neue Pächter erfolgen, entscheidend wird die Unterstützung und der Rückhalt bei unserem Publikum und vor allem auch dem politischen Willen im Gemeinderat sein, unsern Mix aus jugend-, sozial- und kultureller Arbeit zu unterstützen.

Das Crash gibt es seit 28 Jahren. Anfangs Ablösemodell eines Autonomen Zentrums, heute Musikkeller für jedermann. Der Drifter’s Club, einst ein Rockabilly Treffpunkt, heute regulärer Club mit elektronischer Musik. Hängt die weitere „Duldung“ und Gestaltung des Mietsverhältnisses mit Erfüllung eurer jugend- und sozialpolitischen Aufgabe bzw. soziokulturellen Relevanz zusammen?

Stephan: Richtig ist, dass das Drifter‘s prinzipiell eine andere Ausrichtung hat als das Crash. Wir sind als GmbH ein Unternehmen, welches unabhängig von unseren Nachbarn geführt und geleitet wird. Daher haben wir auch seit Anbeginn einen eigenen Pachtvertrag mit monatlichem Mietzins, welcher über die Jahre auch immer wieder ordnungsgemäß angepasst wurde, und müssen im engeren Sinne nicht soziokulturell sein. Jedoch sehen wir uns in unserer Wohngemeinschaft Crash & Drifter‘s als Einheit und haben Synergien, die wir auch veranstaltungstechnisch nutzen (Fusion). Unsere jugend- und sozialpolitischen Aufgaben, oder die Frage ob das Drifter‘s soziokulturell ist, kommen wir live und in Farbe von donnerstags bis samstags - mal mehr und mal weniger nach.

Holger: Natürlich hängt das alles zusammen, gäbe es da keinen Zusammenhang wären es keine 28 Jahre geworden. Das Problem ist natürlich, dass wir in gewisser Weise ein Hybrid sind, auf der einen Seite sind wir klar wirtschaftlichen Zwängen untergeordnet - wir sind eine Versammlungsstätte mit enormen laufenden Kosten, auf der anderen Seite versuchen wir unsere Preise an der unteren Grenze zu halten und machen etliche Veranstaltungen, die wirtschaftlich gesehen keinen Sinn machen.

Gibt es bereits Konkretes oder zumindest Tendenzen, was die Verhandlungen mit der Stadt Freiburg über die Verlängerung der Laufzeit bzw. Standortsicherung anbelangt?

Stephan: Nachdem der Tagesordnungspunkt "Verkauf des Grundstücks Schnewlinstraße 7 an die IHK" am 17.03.2015 in der Gemeinderatssitzung abgesetzt wurde, werden wir erneut Gespräche mit der Stadt führen und hoffen auf zeitnahe Klärung.

Holger: Nein, ich denke mit vier Jahren Verlängerung könne wir rechnen, was dann geschieht ist derzeit vollkommen unklar.

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Thorsten Leucht