Interview: MC Rene

Alles auf eine Karte - Renes Leben im Zug
MC Rene - Alles auf eine Karte

Nach seiner Buchveröffentlichung im Mai „MC Rene - Alles auf eine Karte“ soll nun der Pilotfilm für die Doku über René El Khazrajes Reise quer durch Deutschland mit der Bahncard 100 folgen. subculture sprach mit ihm über HipHop, sein Buch und seine Pläne.

Wie kamst du zu dem Entschluss aus dem Rapbusiness auszusteigen?
Im April 2010 hab ich mich entschlossen meinen neuen Lebensweg einzuschlagen. Meine Wohnung gekündigt, meine Möbel verschenkt und mir eine Bahncard 100 gekauft. Ich bin seit über 15 Jahren als Rapper aktiv gewesen. Aber ich bin ein Mensch, der von Zeit zu Zeit auch immer mal was Neues braucht. Ich bin ein Abenteurer und Reisender, das war ich schon mein ganzes Leben. Und als ich diese geile Idee im Kopf hatte, war mir sofort klar, dass ich es umsetzen muss, weil ich es sonst bereuen werde! Und letztendlich bin ich natürlich auch noch als Rapper am Start, aber momentan nur live, weil mir das am meisten Spass macht. Ich habe mein künstlerisches Rappertoire eben einfach nur erweitert. MC Rene der Rapper, der Stand Up Comedian und jetzt MC Rene der Buchautor.

Du bist dann in einem Call-Center gelandet. Wie fühlt es sich an, wenn man sieht, dass die Träume, die man einst hatte, keine Zukunft haben?
Es war schon hart etwas zu machen, was nicht von Herzen kommt. Man muss sich der Realität des Lebens stellen und sich fragen warum man da steht, wo man steht, ob im positiven oder negativen. Diese Fragen habe ich für mich beantwortet. Letztendlich ging es mir nicht so schlecht. Ich hatte meine festen Arbeitszeiten und die Kohle kam pünktlich am Ersten aufs Konto. Ich hatte eine tolle Wohnung und ein gutes soziales Umfeld. Trotz dieser materiellen Sicherheit hat mit etwas gefehlt. Und zwar lebendig zu sein und nicht immer nur einem stumpfen Tagesablauf zu folgen, nur damit man die Miete bezahlen kann. Ich habe nie Träume gehabt was ich in der Zukunft werde.  Ich habe immer meinen Traum gelebt, ich hatte es nur eine Zeit lang vergessen. Als mir das wieder klar wurde, habe ich gehandelt und diese Situation für mich verändert.  Die meisten Menschen haben Angst etwas zu verlieren und leben in ständiger Angst was morgen ist und verpassen in diesem Teufelskreis ihr ganzes Leben.

Warum hast du nicht deine alten Kollegen angehauen, wie die Absoluten Beginner oder die Jungs von Fettes Brot und hast versucht eine neue Richtung einzuschlagen?
Ich bin ein kreativer Mensch, der ständig neue Richtungen einschlägt, wenn ich mit Künstlern zusammenarbeite, dann ergibt sich das oft spontan und ohne Zwang. Mein momentaner Lebensweg zeigt, dass es sich lohnt an verrückten Ideen festzuhalten, egal wie abwegig sie dir auch erscheinen.

Würdest du heute etwas anders machen?
Die Frage stellt sich für mich nicht.

Du hast dann also alles aufgegeben und dir eine Bahncard 100 gekauft. Was waren deine schönsten und deine schlimmsten Erfahrung in der Zeit als Nomade?
Die schönste Erfahrung war zu sehen, dass sich alles von alleine entwickelt, wenn man aufhört sein ganzen Leben planen zu wollen und einfach nur macht. Die schlimmste Erfahrung: Allein am Bahnhof in irgendeinem Kaff ohne Schlafplatz und kein Zug fährt mehr in die nächst größere Stadt. In meinem Buch „Alles auf eine Karte - Wir sehen uns im Zug“ schreibe ich genau über solche Erlebnisse.

Was denkst du über die heutige HipHop-Szene?
Ich finde die heutige HipHop-Szene entwickelt sich gerade wieder in eine kreative und spannende Richtung. Die unterschiedlichen Künstler respektieren sich und haben auch keine Angst das zu zeigen. HipHop lebt!

Was steht bei dir in Zukunft an?
Nachdem mein Buch dieses Jahr veröffentlicht wurde, wollen wir dieses Jahr einen Piloten produzieren für eine Dokuserie zu meinem Projekt.

Diese Doku von der du sprichst soll ja keine gewöhnliche Doku werden, sondern eine Mockumentary. Kannst du uns kurz mehr darüber verraten?
In dieser Doku nehme ich mich als MC Rene und mein Projekt „Alles auf eine Karte“ ein wenig auf die Schippe. Nach dem Motto alles was schief gehen kann, geht schief. Begleitet werde ich auf meinen Reisen von einem Kamerateam. Es werden die Begegnungen mit verschiedenen Personen, die ich im Zug treffe gezeigt, Partys mit Freunden, die Situation in der Familie und meine Auftritte. Natürlich wird der Rap auch nicht zu kurz kommen, denn in dieser Serie habe ich eine Zivilisationskrankheit und zwar das Tourapsyndrom. Letztendlich ist das Ganze auch eine Persiflage auf diese ganze scripted Realityschiene. Unterstützt werde ich dabei von Studenten der Dekra Hochschule Berlin.  Dies ist deren Abschlussprojekt für den Studiengang Fernsehen und Film.

Vielen Dank für das Interview und viel Glück für die Zukunft!

Interview: M.D.

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