Musiktheater Freiburg: Drei Fragen an… Die Schönen

Der Schauspieldirektor - Mozart trifft auf Schauspiel trifft auf Casting Show

Das 1977 von Leopold Kern und Herbert Wolfgang gegründete Ensemble hat sich spezialisiert auf Collage, Revue und musikalisch-literarisches Cabaret. Reduziert werden Elemente aus Musicals zitiert – stets oszillierend zwischen E- und U-Musik. Oftmals inspiriert von Ästhetik und Musik der 20er Jahre. Immer aber lässt die minimalistische Form und die überschaubare Besetzung Raum für die Phantasie des Publikums. Das Musiktheater gilt heute als eine der ältesten unabhängigen Theatergruppen Deutschlands.
Ball im Savoy (Liebe, Sex und das Versprechen einer rauschenden Nacht), Drei Viertel ohne Takt (Vergiftete Tauben, brennende Elefanten, erdolchte Gattinnen), Nachtexpress (Schienen-Hits und zugige Texte) – ein Auszug bisheriger Produktionen.
 

Was muss ein Stück mitbringen, damit sich die Begeisterung von Ensemble und Freiburger Publikum deckt?
Das ist nicht vorhersehbar. Es gibt keine Garantie für Begeisterung. Vor allem braucht es gute Musik, anregende Texte oder eine überraschende Geschichte. Die stärksten Momente, die sowohl Ensemble als auch das Publikum begeistern, entstehen oft dort, wo wir auf Grund von den räumlich und technisch eingeschränkten Möglichkeiten um Lösungen ringen. Daraus entsteht das, was uns ausmacht: Theater innovativ und hautnah.



Wo findet Ihr Inspiration für Bühnenbild, Musikauswahl, Plakatmotiv, Kostüm und Euer generelles Schaffen?
Für unser generelles Schaffen ursprünglich im großen Interesse an der Musik und dem Geist der 20er Jahre, die sich dadurch auszeichnen, dass sie traditionelle Grenzen nicht respektierten. Daraus entstand der Mut, sich konventioneller Musik unkonventionell anzunähern.
Inspiration finden wir z.B. in der Herausforderung, ursprünglich große Stücke des Unterhaltungstheaters in minimalistischer Form zu präsentieren und ihnen damit eine neue, zeitgemäße Kraft zu verleihen.
Inspiration entsteht aus einem neugierigen Blick auf das Unbekannte, das Widersprüchliche, aus Begegnungen mit Menschen, Geschichten oder Situationen. Sie verweben mit unseren persönlichen Interessen und bringen Ideen für Stücke oder Konzeptprogramme. Inspiration für Details wie Bühnenbild, Musikauswahl, Plakat oder Kostüme kommen grundsätzlich aus der phantasievollen Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema, den Subtexten, bzw. dem Bestreben innere Bilder sichtbar zu machen. Die optische Umsetzung ist die visuelle Ergänzung zu Musik und Inhalt von einem Programm.



Eure neue Spielzeit startet mit „Der Schauspieldirektor“, eine Komödie mit Musik von Mozart. Worum geht’s?
Es wird geliebt, gehasst, gestritten, gesungen und gerungen. Die Neufassung von Mozarts Komödie ist eine wunderbar turbulente Revue, die sich auf humorvolle Weise mit dem Theater, seinen verschiedenen Stilen und der Konkurrenz unter Künstlern beschäftigt. Eine Casting-Show von brisanter Aktualität – eine Komödie zum Tränen Lachen!
Mit dabei sind einige der schönsten Mozart-Arien aus der Zauberflöte und der Entführung aus dem Serail. Dargeboten werden diese sehr anspruchsvollen Partien von einem jungen internationalen Ensemble.
Die Handlung: Frank, ein Schauspieldirektor, der keiner ist, aber gerne einer sein möchte und seine Muse, die Schauspiel-Diva Eiler, laden zum Vorsprechen und Vorsingen ein. Ihr gemeinsamer Traum von einem eigenen Ensemble lockt allerdings nur wenige Anwärter an und vielversprechend sind sie eigentlich auch nicht. Die Schauspielerin Pfeil weigert sich hartnäckig, eine Ablehnung zu akzeptieren, der Tenor Vogelsang entpuppt sich als liebestoller Schürzenjäger und zwischen den Sopranistinnen Herz und Silberklang tobt ein unbarmherziger Zickenkrieg. Ein Performer und ein selbsternannter Universal-Schauspieler lassen schließlich die Situation vollends aus dem Ruder laufen. Wie nur soll diese hinreißend-unmögliche Truppe jemals gemeinsam ein Stück auf die Beine stellen?
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> Freitag, 21. September bis Samstag 22. Dezember 2018 / ab 15 € / Musiktheater im E-Werk, Freiburg

Thorsten Leucht