Wir möchten unsere Vorstellung von elektronischer Musik leben und weitergeben - Bretterbude Freiburg im Interview

Electronic Edutainment

Art 1 GG BB: „Wir haben Bretterbude e.V. gegründet, weil wir unsere Vorstellungen von Techno, bzw. elektronischer Musik, leben und weitergeben möchten. Darunter verstehen wir nicht nur die Musik, sondern vor allem auch die Subkultur und das Lebensgefühl.“
Was einst mit der simplen Idee, eine eigene Party im White Rabbit zu veranstalten, begann, hat mittlerweile den Satus einer Institution in Freiburg. Seit 2019 sogar städtisch gefördert - der eingetragene Verein Bretterbude. Gedreht wird keinesfalls nur am großen Rave Rad, vielmehr sind es die kleineren Partys, die Verdienste um Nachwuchsförderung von regionalen DJ*anes, das Veranstalten von Instrumentenflohmärkten und Abhalten von Workshops, was die Truppe so sympathisch und wichtig für die Stadt macht.
www.bretterbu.de



Offiziell habt Ihr den Bretterbude e.V. vor gut vier Jahren gegründet. Was waren die Beweggründe? Wer und vor allem was steckt hinter dem Projekt?
Bretterbude in der jetzigen Form entstand zum einen aus der Freiburger Raumnot und zum anderen als Resultat des Freiburger Nachtlebens. Auf unseren Partys lief schon eher der härtere Sound, als das Freiburger Nachtleben subjektiv gefühlt von (Deep)House Partys dominiert wurde. Wir zielen dabei nicht auf die breite Masse, sondern auf gelungene Partys, bei denen sich alle willkommen fühlen und ausleben können. Wir setzen uns gegen Diskriminierung ein und haben entschieden was gegen Homophobie, Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus etc. Auf unseren Partys und im Alltag.
Als klar war, dass die ArTik-Räume in der Unterführung wegfallen werden, haben wir beschlossen uns selbst um Räume zu kümmern in denen wir unser Angebot - damals waren das das Synthi-Sofa und die Vinyl-Workshops sowie die Studioräume des ArTik - fortführen und ausbauen können.
Sven Luedenscheidt gibt die meisten DJ-Workshops, Björn Peng die Workshops im Studio (Producing, Mixing etc.). Den beiden werdet ihr in der „B5“, unserem Vereinsheim, fast immer über den Weg laufen. Viele stehen mit ihrem Engagement nicht so in der Öffentlichkeit, machen Kasse, Rechtliches, Durchführung von Partys …, aber ohne sie würde es gar nicht gehen. Unser fester Kern wächst und besteht zurzeit aus einem knappen Dutzend aktiver Menschen. Am Ende besteht die Bretterbude aus allen, die sich einbringen. Jetzt und in Zukunft.



Ist Euer Team soweit komplett, oder seid Ihr auf der Suche nach weiteren, aktiven Mitgliedern?
Wir treffen uns alle zwei Wochen zur Besprechung. Diese Treffen sind öffentlich und wir freuen uns immer über Besuch. Nicht wenige haben darüber den Weg zu uns gefunden, sind mittlerweile Teil der Bude oder helfen gelegentlich auf unseren Veranstaltungen mit. Sehr gerne können noch mehr Menschen dazukommen. Gerne auch mit Ideen, wie wir unsere Räume noch häufiger mit Leben füllen können.

Welche Themen und Aufgaben seht Ihr als die derzeit dringlichsten, die Ihr mit Eurer ehrenamtlichen Tätigkeit stemmen möchtet?
Da stehen unsere kostenfreien Workshops für Frauen und queere Menschen im Vordergrund. Wir möchten gerade diesen Gruppen den Einstieg in die elektronische Musik erleichtern, damit die Bühnen und DJ-Pulte nicht die Würstchenbuden bleiben, die sie zurzeit sind.



Wo seht Ihr Euch derzeit gut aufgestellt und wo gibt‘s konkreten Bedarf, wenn es um die Kultivierung von elektronischer Musik in Freiburg geht?
Neben Techno-Partys, Synthesizer- und Producer*innen-Treffen veranstalten wir auch experimentelle Abende (Szene Fünf), wo wir Impulse geben möchten, was neben einem 4/4-Takt zur elektronischen Musik gehört. Das kann die Umfunktionierung von Instrumenten sein, visuelle Darbietungen oder das Erschaffen von Atmosphären (Ambient, Noise, Drone ...). Das sind alles Elemente, die aus dem Techno nicht wegzudenken sind. Netzwerke wie die IG Subkultur sollten viel mehr genutzt werden und sei es nur um sich kennenzulernen und auszutauschen. Etwas mehr Miteinander unter den verschiedenen Gruppen und Initiativen wäre schön. Wie das eben auch bei der IGS gedacht ist. Uns hat das echt viel gebracht.
Je stärker der Zusammenhalt wird, desto mehr Möglichkeiten der (Mit-)Gestaltung haben wir und müssen nicht ständig auf die Stadt warten, sondern können unser eigenes Ding machen. DIY!



Gibt es dieses eine, tolle Projekt, welches Ihr schon immer umsetzen wolltet, es aber aus Kapazitäts- oder Budgetgründen nicht gestemmt bekommt?

Die befreite Gesellschaft :)




Artikelfoto: Brettbude e.V.

Thorsten Leucht