Recondite / Iffy

Innervisions / Techno / www.innervisions.net

Kaum einer der neuen Techno-Künstler der letzten Jahre hat ein solches Momentum entwickelt wie Recondite. Seine atmosphärischen, treibenden, düsteren Tracks sind durch und durch Techno – und dennoch etwas ganz Besonderes. Die Stücke des nachdenklichen Bayern basieren auf eigenen Erfahrungen und Gefühlen, sie handeln von Sehnsucht, Nostalgie, Romantik und nicht weniger als der allgemeinen Unsicherheit des menschlichen Lebens. Sie passen in eine gelungene Clubnacht und erlauben doch auch tiefe Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele.

Innervisions gehört seit Jahren zu den deutschen Vorzeigelabels im Bereich elektronischer Tanzmusik. In Sachen Alben ist seit fünf Jahren nichts mehr passiert. Nun wurde Recondite die Ehre zuteil sein drittes Album „Iffy“ auf dem Label Innervisions, das von Dixon und Âme betrieben wird, zu veröffentlichen. Lorenz Brunner, so sein bürgerlicher Name, ist spätestens seit der Veröffentlichung seines zweiten Longplayers „Hinterland“ vor einem Jahr einer der begehrtesten Live-Acts des Landes. Der ausgebildete Physiotherapeut, der bis 2008 in einem entlegenen bayerischen Dorf im Landkreis Rottal-Inn wohnte, versteht es auf ganz besondere Weise, seine Hörer herauszufordern: „Ich mag das Uneindeutige – nur, was unklar ist, lässt Raum und Freiheit für Interpretation und Identifikation“, so der Wahlberliner selbst. Mit „Iffy“, seinem dritten Album, schafft Recondite es, ein breiteres Publikum an sein Grundinteresse heranzuführen: an die im Schatten liegenden Gedanken und Gefühle. Recondite serviert seine Arrangements und Strukturen nicht auf dem Silbertablett, sondern er schafft Raum für Interpretation. An Verschwommenem und Beliebigem hat er kein Interesse. Da ist z.B. „Garbo“, das einen förmlich mit seinen dicken Bässen überrollt, und ein immer wiederkehrendes Synthie-Signal, das einer Schiffshupe gleicht, hat eindeutig etwas Epochales. Oder die Nummer „Konter“, die zu Innervisions kaum besser passen könnte und mit großer Wahrscheinlichkeit einer der Clubhits des Winters wird. 5/6

Sebastian Stang