Interview: SASCHA BRAEMER

Sascha Braemer machte vor allem unter seinem Pseudonym Hirtenfellner und dem Projekt „Heinrichs & Hirtenfellner“ auf sich aufmerksam. Produktionstechnisch setzte er hier Akzente, die weitläufig Tanzflächen in Brand setzten und ihm gleichzeitig etliche Aufträge von renommierten DJs und Live-Acts einbrachten. Aber auch als Solo-Künstler gilt er sowohl hinter den Plattentellern, wie auch im Studio als erfolgreich. Neben seinem eigenen Imprint Supdub releaste er unter anderem auf dem Label der Berliner Kultpartystätte Bar25, deren Areal er nicht selten beschallte. Da er sich auch für den aktuellen subculture Gute-Laune-Lieblingstune „People“ verantwortlich zeigt, haben wir Sascha als Soundtrackverantwortlichen für unsere Geburtstagsparty „15 Jahre subculture“ geladen. Vorab jedoch noch ein paar Fragen…

Hallo Sascha, danke dass du dir etwas Zeit für uns nimmst. Wie ist es denn aktuell um deine diversen Projekte bestellt?
Momentan arbeite ich am lang ersehnten Niconé und Sascha Braemer Album. Mit Philip Bader und meinem Freund und zweiten Produzenten Dan Caster, sind gerade zwei neue Veröffentlichungen im Plattengewusel zu finden: „Friends & Honey“ (Braemer & Bader), „Nasty Girl“ (Braemer & Caster)...

Wann gibt es etwas Neues aus dem Hause Heinrichs & Hirtenfellner?
Ende diesen Jahres wird endlich ein neues Album von uns auf unserem Label Supdub releast. Lars und ich waren zwei Wochen in einem Haus am See eingeschlossen und haben Musik gemacht. Da sich musikalisch auch bei mir sehr viel verändert hat, wird das auch im Album spürbar werden. Wir sind sehr zufrieden, aber noch nicht ganz fertig.

Was ist das Geheimnis hinter deinem Sound? Und wen oder was nennst du als für dich Musikalisch stilprägend?
Ich denke es gibt keine Geheimnisse, klar ist, dass ich mich sehr lange mit der Soundqualität beschäftige. Bis ich einigermaßen zufrieden bin, kann viel Zeit vergehen, lach...
Meine Freunde bekommen da schon mal die Krise aber am Ende zählt für mich das Ergebnis. Man kann aus jedem schlechten Sample ein musikalisches Juwel machen... evtl. aber nicht jeder. Ich arbeite viel mit Synthies und Midispuren, man ist weniger eingeschränkt und kann während einer Session ordentlich rocken und einfach recorden. „Stimming“ ist derzeit einer meiner Favourites in Sachen elektronischer Musik. Außergewöhnlich, frei und nicht berechenbar wie so viele andere Produktionen.

Du verfolgst ja stets deine eigene Auffassung von Musik, die aber auch in Kooperation mit anderen Künstlern (Niconé etc.) funktioniert. Mit wem würdest du denn gerne mal zusammenarbeiten?
Pharrell Williams

Das digitale Zeitalter scheint dem Zenit nahe. Immer mehr DJs sind nur noch mit Laptop unterwegs, doch nicht wenige schwören nach wie vor auf Vinyl. Was ist die Waffe deiner Wahl? Gibt es in Bezug darauf überhaupt falsch und richtig?
Ich spiel im Augenblick mit CDs. Ich denke es ist nicht entscheidend mit welchem Medium man die Leute unterhält. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten, neue DJs, Produzenten und auch das Publikum wachsen nach. Ich glaube aber fest daran, dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Auch die Partypeople da draußen sind aufmerksam und können ganz gut selektieren.

Wie kann man sich dein Studio vorstellen? Was hast du an Equipment? Womit produzierst du am liebsten? Analog oder digital?
Ich mag’s gern digital. Bin selten mit Hardware in Berührung gekommen. Manchmal denke ich drüber nach und weiß, irgendwann werde ich mir einen Oldschool-Synth zulegen. Ob ich das wirklich brauche weiß ich jedoch nicht. Vier Monitore Adam P11a, zwei Rechner, Midiboard, gute Soundkarten, Riesenmonitor... tja, in unserem wirklich bescheidenen Studio haben wir es gern gemütlich. Ist halt der Ort an dem wir uns am meisten aufhalten. Eine Kochplatte darf nicht fehlen, Couch, Sessel und Aschenbecher... fertig!!!

Clubgigs oder Studioarbeit – was erfüllt dich mehr?
Gute Frage! Ich bin da wohl doch ein bisschen mehr der Studiotyp. Am liebsten arbeite ich mit Sänger/innen zusammen. Ich mag es kreativ zu sein, Melodien und Grooves zu basteln. Am Sound so lange rum zu basteln, bis etwas entsteht, womit man selber nicht gerechnet hätte. Dann die Belohnungszigarette und was Gutes zu essen. Also schwer zu toppen… lach.
Natürlich spiel ich gern auch meine Gigs. Es ist einfach geil, wenn die Leute zu deiner Musik abfeiern. Du kannst nicht auf jeden eingehen, freust dich aber wenn’s gut läuft. Der Moment geht zwar schnell vorüber, aber es besteht Suchtgefahr.

Wie sieht es denn aus in Sachen Bar25? Weißt du wie es da weitergeht?
Bar25 ist nicht mehr, es lebe „Kater Holzig“... :-)

Wo meinst du geht die Reise der elektronischen Clubmusik in den nächsten Jahren hin?
Einerseits werden die Tracks noch anspruchsvoller und musikalischer, andererseits werden viele wieder nach fetten Beats und ein wenig monotonerer Melodie verlangen.

Gelungen ist die Party wenn...?
...ich nach sechs Stunden auf die Uhr schaue und merke ich hätte vor vier Stunden aufhören sollen.

Gibt es eine Platte die immer geht?
David August mit „Moving Day“

www.facebook.com/saschabraemer.official

Thorsten Leucht