Interview: Klangkarussell

Keine Frage, wenn es 2012 einen Act gab der voll durch die Decke ging, dann das sympathische Duo Klangkarussell. Mit ihrem Hit „Sonnentanz“ belegten die beiden Österreicher nicht nur sämtliche Top5 Charts im deutschsprachigen Raum, sondern schafften es auch an die Spitze der Groove Leser Polls. Dass die beiden Stil vor Talent Member aber alles anderes als elektronische One-Hit Wonder sind und was die Zukunft bei Klangkarussell bringt, könnt ihr in unserem Interview lesen…

Hey Jungs! Seitdem euer Track „Sonnentanz“ durch die Decke ging, hat sich doch bestimmt einiges bei euch verändert. Erzählt uns doch mal kurz im Schnelldurchlauf wie eine Woche bei euch vor einem Jahr aussah und wie sie heute aussieht.
Früher kamen wir etwas mehr zum Musik machen (lacht). Man muss sich erst mal an das ganze Reisen gewöhnen, das schlaucht schon ziemlich. Sonst hat sich aber eigentlich nicht so viel verändert. Vor einem Jahr war man halt privat im Club, das machen wir jetzt eher selten. Auch die Freunde sieht man leider nichtmehr sooft.

Bevor ihr das Duo „Klangkarussell“ ins Leben gerufen habt, habt ihr unter dem Namen Heldenklang einige Releases herausgebracht. Warum die Namensänderung?
Nunja, ein offizielles Release von Heldenklang gab es nie. Die Sache rührt daher, dass Tobias früher alleine „Klangkarussell“ war. Adrian war als „Herald and I“ unterwegs und gemeinsam bildeten wir „Heldenklang“. Dann kam die Aufmerksamkeit durch Sonnentanz und wir haben lange hin und her überlegt. Anfangs dachten wir, wir könnten vielleicht beide Solokünstler bleiben und das gemeinsame Projekt aufziehen. Das hätte allerdings nur Verwirrung gestiftet. Für uns war von Anfang an klar, wir wollen das gemeinsam machen. So wurden wir beide Klangkarussell.

Was macht eurer Meinung nach heutzutage das Web 2.0 aus? Dank YouTube, Facebook, Blogs oder Soundcloud erreicht man nicht nur ein unvorstellbar großes Zielpublikum sondern läuft auch Gefahr, als Internetphänomen schnell wieder unter zu gehen. Wie schwer ist es, als Künstler das Internet als Plattform zu nutzen, ohne in den Strudel der Web-Belanglosigkeit gezogen zu werden?
Ohne Youtube hätte Klangkarussell wahrscheinlich nicht funktioniert. Die Leute wollten es hören. Wir finden das sehr schön. Früher haben die Plattenfirmen den Leuten vorgesetzt, was sie für gut hielten. Heute sagen die Leute den Plattenfirmen indirekt: „Das wollen wir!“. Vor kurzem haben wir auch gelesen, dass die Billboard Charts jetzt auch Youtube Klicks berücksichtigen wollen, tolle Sache.
Wie schwer es ist das Web als Plattform zu nutzen, wissen wir nicht. Wir haben unsere Songs nur auf Soundcloud geladen, den YouTube-Upload machte jemand anders. Wir kennen ihn bis heute nicht. Auf diesem Wege, danke dafür J

Seht ihr euch jetzt einem gewissen Erfolgsdruck ausgesetzt, oder geht ihr die Zukunft ganz locker an? Manchmal hat man das Gefühl, dass die eigentliche harte Arbeit erst nach einem solchen Erfolg anfängt. Ist da was Wahres dran?
Wir denken damit geht jeder anders um. Uns war von Anfang an bewusst: „Vielleicht sind das einfach nur unsere 15 Minuten.“ Damit lebt es sich auf jeden Fall einfacher.

Wie steht ihr zu dem Thema Erfolgsfans? Seid ihr eher der Meinung, dass es positiv ist weil elektronische Musik so einer breiteren Masse zugänglich gemacht wird? Oder seht ihr es wie schon Jim Morrison von den Doors in den 60ern, als er das Publikum beschimpfte weil alle nur „Light my Fire“ hören wollten?
Nunja… das hat natürlich zwei Seiten. Auf der einen Seite will man als Künstler natürlich nicht an einem Song gemessen werden, man will, dass die Leute das Gesamtwerk verstehen. Viele Leute lernen das aber auch erst durch den einen Hit kennen. Es ist schön zu sehen, dass instrumental Musik mittlerweile in die Top 10 klettern kann. Da gab es zwar auch immer mal wieder ausnahmen, Mr Oizo oder Vangelis, dennoch hielten wir das nicht für möglich. Das freut uns umso mehr. Erfolgsfans hin oder her, letztendlich hört jeder gerne Musik, sie erzeugt in jedem Emotionen. Woher oder wie lange man sie kennt ist egal.

Ein positives Beispiel mit einem solchen Erfolg umzugehen ist meiner Meinung nach Paul Kalkbrenner, der nach seinem Erfolg mit „Sky & Sand“ zwei Alben herausgebracht hat die 100 Prozent Kalkbrenner Sound waren und rein gar nichts mit Berlin Calling und dem Hype zu tun hatten. Und es hat funktioniert. Wünscht ihr euch insgeheim auch so einen ähnlichen weiteren Verlauf?
Natürlich ist das ein herausragendes Beispiel und man kann sich nur wünschen, dass es so verläuft. Wie es sich entwickelt wird sich zeigen, wir werden auf jeden Fall mit unserem Herzen dabei bleiben und unser Ding machen.

Ihr seid jetzt natürlich auf Festivals und in Clubs gefragt wie nie. Ich würde gerne mal wissen, wie die Reaktion und das Feedback von anderen Artists auf euch ist. Bestehen dort auch Vorurteile euch gegenüber? Habt ihr manchmal das Gefühl beweisen zu müssen, dass hinter Klangkarussell mehr steckt als der eine Track?
Wir denken, dass es schon Vorurteile gibt, ins Gesicht hat sie uns aber noch niemand gesagt (lacht).
Wir sind z.B. keine eigentlichen DJs, wir spielen mit Software und Controller. Das passt wahrscheinlich ein paar Leuten in der Szene nicht. Für uns ist es zur Zeit das Richtige. Für uns geht’s um Musik, ob die von Vinyl, CD oder aus dem Laptop kommt ist uns egal. Und einem großen Teil der Zuhörer wohl auch.

Ich habe gelesen, dass ihr mal geplant hattet, ein Album dieses Frühjahr rauszubringen? Ist dieses Vorhaben noch aktuell, oder ist durch den Erfolg und die ganzen Gigs der Zeitplan nach hinten gerückt? Und werdet ihr weiterhin mit StilVorTalent arbeiten, oder plant ihr bereits ein eigenes Imprint?
Ja, es war eigentlich für März gedacht, leider geht sich das nicht aus. Wir schrauben gerade mit Hochdruck am Album und hoffen, dass es bald fertig ist. Veröffentlicht wird es über Universal.

Welches Equipment benutzt ihr zum Produzieren im Studio? Und gibt es für euch dabei bestimmte Inspirationsquellen?
Wir produzieren fast nur mit Software, haben uns aber jetzt auch ein paar analoge Synths gekauft. Das macht schon tierisch Spaß!

Ihr kommt aus Salzburg in Österreich. Wie schaut es dort mit der lokalen Szene aus? Oder seid ihr schon immer sehr Deutschland orientiert, gerade wegen der Nähe zu München?
Obwohl Salzburg klein ist, geht dort musikalisch recht viel. Es gibt viele tolle junge Produzenten und auch Promoter, die einfach was machen wollen. So ein Umfeld ist natürlich unbezahlbar.

Was steht bei Klangkarussell sonst in Zukunft an? Die Festival Saison in diesem Jahr wird mit Sicherheit auch nicht ganz an euch vorbei gehen oder?
Mit Sicherheit nicht, leider haben wir gerade keine Termine im Kopf. Man kann sich aber immer die aktuelle Liste mit Gigs auf unserer Homepage anschauen.

Zu guter Letzt, wollt ihr noch etwas loswerden? Grüße, Statements oder Anregungen?
Danke an alle die uns unterstütz haben und das ganze möglich machten. Viel Liebe für euch alle!

www.klangkarussell.com

Christian Schmidt