Turntablerocker

Kennengelernt in einem Plattenladen fanden Hausmarke und DJ Thomilla schnell zueinander und pflügten fortan als Turntablerocker erst den HipHop-Acker um, bis sie sich der elektronischen Musik widmeten. Nach zwei Alben und einem überdimensionalen Pensum an DJ-Gigs innert der letzten zehn Jahre, brachten sie jüngst ihr neues Album „EinsZwei“ in die Regale. Grund genug mit den sympathischen Musikanten ein kurzes Gespräch zu führen.

Hey Jungs! 1994, also vor 18 Jahren, habt ihr euch zum ersten Mal in einem Plattenladen getroffen. Könnt ihr euch noch an euer erstes Aufeinandertreffen erinnern?
Vielleicht nicht an das allererste, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich mindestens ein bis zwei Mal die Woche in den Import Record Shop in der Tübinger Straße gekommen bin, wo Basti Schwarz (Tiefschwarz) Houseplatten und Thomilla HipHop und R&B verkauft hat. Was mich total beeindruckte war, dass er quasi mit jeder Empfehlung genau meinen Geschmack traf.

Bis zur Gründung der Turntablerocker ist dennoch einige Zeit vergangen. Was war der ausschlaggebende Grund für eure Zusammenarbeit und wie war anfangs das Feedback auf euer neues Projekt?
Wir hatten zuerst 1997 zusammen mein Soloalbum „Weltweit“ produziert, waren dann 1998 damit auf Tour, auf der ich aber gemerkt hatte, dass das Solo-MC-Ding auf der Bühne nicht so meins ist und ich wollte auch wieder hinter die Plattenspieler. Daraufhin sind wir als DJ-Team Turntablerocker durch die Lande gezogen bis wir so um 2000 rum vom HipHop/R&B auflegen die Nase voll hatten, weil alle immer nur dieselben Hits hören wollten. Das war eigentlich der ausschlaggebende Moment, dass wir das erste Turntablerocker-Album „Classic“ produziert hatten.

Kommen wir auf euer neues Album „EinsZwei“ zu sprechen. Das Album ist ein Konzeptalbum, das ein Turntablerocker-Live-Erlebnis in CD-Format bringen soll. Wie geht man an eine solche Produktion heran, vor allem um das gesamte Spektrum einer solchen Nacht von A bis Z abzudecken?
Das Konzept hat sich eigentlich erst während der Produktion ergeben. Als ich sieben oder acht Texte fertig hatte, haben wir fest gestellt, dass das alles Situationen einer Nacht sein könnten, die letzten Songs haben wir dann bewusst darauf hin produziert.

Zehn Jahre liegt die Veröffentlichung der Alben „Smile“ und „Classic“ nun schon zurück. Hattet ihr Anfangs ein bisschen die Sorge nach so langer Zeit wieder ein Studioalbum aufzunehmen?
Wir haben die Pause von zehn Jahren als Chance gesehen, nicht unbedingt irgendwo weitermachen zu müssen. Die meisten hören wahrscheinlich zum ersten Mal von uns. Klar haben wir uns gefragt, ob wir das bringen können, aber es hat sich gut angefühlt und dann wollten wir das so machen. Uns ist auch bewusst, dass die Mischung aus deutschen Texten und Clubmusik sehr polarisierend sein wird. Viele wollen das bestimmt nicht im Club haben, aber da war uns das Albumformat wichtiger. Das erzählt ja eine Geschichte, ist wie eine Reise. Wenn du nicht auf deutsche Texte stehst, dann wird dir das Album aber nicht gefallen, befürchte ich.

Hat sich die Art des Produzierens und die allgemeinen Anforderungen an ein solches Album in den letzten zehn Jahren stark verändert?
So eine Produktion wie jetzt hätten wir uns vor zehn Jahren vielleicht noch gar nicht zugetraut oder die Vision dafür gehabt. Für die letzten Fanta-Vier-Produktion haben wir musikalisch ähnlich gearbeitet. Fast alle Instrumentals waren fertig produziert, dann wurden die alle mit einer Band komplett eingespielt und davon dann wieder die Essenzen genommen und elektronisiert. Rein von der Herangehensweise hat mich das schon animiert, das bei den Turntablerockern auch so zu machen. Das ist bei Clubmusik ja eher nicht so üblich. Da klingt es dann meistens organischer, man hört genau, wenn eine Gitarre oder ein Schlagzeug eingespielt worden ist. Wir wollten den organischen Sound nicht, aber es sollte sich trotzdem menschlich anhören.

Vocals sind bei eigentlich jedem Track verwendet worden, darunter auch viele von dir, Michi. Warum habt ihr ausschließlich deutsche Vocals auf dem Album benutzt?
Texte funktionieren durch Ironie, Zwischentöne, Doppeldeutigkeiten und dessen fühle ich mich nicht so mächtig im Englischen. Vor allem sind auf den Songs der aktuellen Platte viele Texte mit wenigen Worten drin, die sich wiederholen und eine Stimmung ausdrücken. Ich weiß nicht, ob ich das auf Englisch hingekriegt hätte, oder ob es dann so ein banales „Put Your Hands Up In The Air"-Niveau gehabt hätte.

Wohin soll die Reise der Turntablerocker gehen? Habt ihr, musikalisch gesehen, noch unerfüllte Wünsche, Ziele und Träume?
Eigentlich nicht. Wir sind sehr froh, dass wir uns bei unseren DJ-Sets wieder mit neuem eigenen Sound und einem neuen Auflegekonzept definieren können. Das gibt wieder extrem Antrieb.

Die Festivalsaison steht wieder vor der Tür und wie die letzten Jahre schon gezeigt haben, dürfen Turntablerocker da nicht fehlen. Was gefällt euch an Open Air Festivals besonders gut und wo wird man euch in diesem Jahr überall live sehen können?
Open Airs haben einen ganz besonderen Flair und extreme Feierenergie. Was mich in letzter Zeit ein bisschen gestört hat bei den meisten Electronic-Festivals ist, dass der Sound auf den diversen Floors immer ähnlicher wurde. Wir freuen uns sehr mit unserem neuen Setup da ein wenig entgegenwirken zu können. Wir spielen auf 12-15 Festivals diesen Sommer. Die Dates und vieles mehr kann man auf turntablerocker.com erfahren.

Abschließend die Frage, geht ihr auch privat, insofern euer Zeitplan das zulässt, gerne auf Festivals oder in Clubs?
Je mehr wir auflegen, desto weniger gehen wir privat raven.

www.turntablerocker.com

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