Interview: Bunte Bummler

Als sich die Mannheimer Fabian Winkels und Manuel Vobis vor zwölf Jahren im wahrscheinlich buntesten Umfeld überhaupt, der Graffiti-Szene, kennenlernten, funkte es direkt: Fabian war schon damals zu 100% der Musik verfallen, und der Einfluss von Rap der 90er-Jahre prägt den Sound der beiden bis heute. Manuel legte seinen Fokus damals zwar noch komplett auf Graffiti, doch die Basis war da und eine Kollaboration fast unausweichlich. Bis zur ersten gemeinsamen Produktion sollten noch ein paar Jahre ins Land ziehen, doch die Bunten Bummler waren geboren.

Hey Jungs! Gehen wir zu Beginn ein wenig in die Vergangenheit zurück. Ihr habt euch beide über eure gemeinsame Leidenschaft zu Graffiti kennengelernt. In Mannheim und dem Rhein-Neckar-Raum hat Graffiti und HipHop eine lange Tradition mit Crews wie TPM oder NCS oder Rap Pionieren wie Advanced Chemistry. Kurzum gesagt, es gibt wenige Regionen in Deutschland in der HipHop so gelebt wird wie bei euch. Mit dem Background dass ihr beide gesprüht habt, wie habt ihr eure Liebe zur elektronischen Musik entdeckt?
Was unsere HipHop-Zeit anbelangt, hatten wir mit Mannheim und Heidelberg, wie du schon erwähnt hast sicher die beste Schule. Aber auch im Punkto House-Musik gibt es in unserer Umgebung eine große Szene. Und für uns wurde das Feiern in Technoclubs irgendwann einfach interessanter und spaßiger als der Besuch einer HipHop Jam. Rap Musik hat sich größtenteils nicht mehr nach unseren Interessen entwickelt und so entstand dann nach und nach unser Bezug zur elektronischen Musik. Irgendwann hat es uns einfach nicht mehr gereicht House-Musik als Gast in den Clubs zu konsumieren und wir begannen daraufhin selbst zu produzieren.

Anfang 2011 ging es bei euch mit der „You‘re Mine“-EP richtig los. Wart ihr über das positive Feedback selbst überrascht?
„You're Mine“ war unsere erste offizielle EP. Die Tracks hatten wir damals keinem Label angeboten. Das Ganze war mit sehr viel Glück verbunden, als Sasch BBC die Nummern Nick Curly und Gorge von 8Bit zeigte und die beiden die Tracks schließlich signten. Wir haben uns natürlich sehr über das Feedback gefreut und anfangs auch nicht mit einem Erfolg in solch einem Ausmaß gerechnet.

Mittlerweile habt ihr schon einige Releases auf verschiedensten Labels draußen die euch quasi Step by Step in der Szene bekannt gemacht haben. Eine äußerst gesunde Entwicklung wenn man viele heutige, auch unbeabsichtigte, One-Hit-Wonder betrachtet. Seid ihr froh über die momentane Entwicklung oder habt ihr sogar gezielt versucht einen Hit zu vermeiden?
Schön, dass du das so siehst! Wir sind im Moment auch ganz glücklich wie es für uns läuft. Einen Hit gezielt zu vermeiden haben wir nicht versucht. Allerdings versuchen wir mit unseren kommenden Releases andere Schwerpunkte zu setzen als bei unseren klassischen Nummern. Es ist heute ein riesen Trend irgendeine eingängige Melodie zu samplen und einen lieblosen Drumloop darunter zu legen. Dieses sehr emotionale und melodische House Sub-Genre scheint auf jeden Fall gut anzukommen. Allerdings versuchen wir uns momentan auch ein wenig davon abzusetzen in dem wir das Hauptaugenmerk auf den groove des Tracks setzen, wodurch die Harmonie zwischen Bassline und Drums essentiell in unseren Produktionen ist.

Wie geht ihr an das produzieren heran? Mit welchem technischen Equipment arbeitet ihr und welche Inspiration und Erfahrungen lasst ihr in eure Produktionen mit einfließen?
Grundsätzlich arbeiten wir mit Ableton in unserem Studio in Mannheim. Natürlich auch gerne mal im Zug, Zuhause jeder für sich oder irgendwo draußen. Ist ja heutzutage alles möglich. Die Breite an Equipment ist bei uns relativ überschaubar. Ein paar gute Plugins zwei Synthies... that‘s it. Es kann passieren, dass wir auch noch zu Analog-Nerds werden aber mit den richtigen VSTs und der richtigen Anwendung lässt sich auf Softwarebasis schon einiges Interessantes schaffen.

Mein persönlicher Bunte-Bummler-Liebling ist der Siopis Remix von „The Hunger“ den sogar Ivan Smagghe in seinem Boiler-Room-Set gespielt hat. Was geht in einem vor, wenn man auf einmal mitbekommt, eventuell sogar live, dass ein DJ wie Ivan Smagghe einen Eurer Tracks spielt?
Der Siopis Remix ist auch sehr fresh geworden! Auch einer unserer Favorites. Wenn ein solcher Track von jemandem wie Ivan Smagghe gespielt wird, ist das natürlich immer sehr geil. Mal ganz von der Promo abgesehen ist das ein tolles Gefühl, wenn deine Arbeit geschätzt wird und bei hochrangigen Artists gut ankommt. Der Remix ist aber eher Siopis gutzuschreiben als uns. ;-)

Wie macht es sich bei einem selbst bemerkbar, dass man nicht mehr der Local-Act ist sondern auf einmal auch überregional bzw. sogar international Aufmerksamkeit bekommt? Als schleichender Prozess ist es bestimmt schwierig einen bestimmten Punkt auszumachen, aber vielleicht wisst ihr ja noch wann ihr diesen hattet?
Unser Fokus liegt immer auf den Tracks und auf einem guten Live-Set, wo diese gespielt werden ist im Endeffekt egal. Wir versuchen den richtigen Vibe zwischen dem Publikum und uns entstehen zu lassen. Das ist das Wichtigste für uns. Wenn wir diese Chance immer öfter und auf großen Gigs bekommen, umso besser. Einen Punkt haben wir zum Glück noch nie erreicht, ein Punkt ist immer eine stehengebliebene Sache. Nichts für uns…

Die Standard-Entwicklung der meisten Acts im elektronischen Bereich führt vom DJ über eigene Produktionen bis hin zum eigenen Live-Act, an den sich allerdings nicht wirklich viele Acts wagen. Ihr habt gleich damit angefangen. Was für einen Reiz hat ein Live-Act für euch und glaubt ihr, dass diese Richtung der Entwicklung einem in gewisser Weise den Druck nimmt?
Da wir nie DJs waren lag das nahe. Wir haben quasi als Produzenten mit der Musik begonnen. Das wöchentliche spielen eines Live-Acts hat uns definitiv eher Anschub zu neuen Produktionen gegeben und tut dies immer noch. Wir haben noch nie das gleiche Live-Set gespielt und variieren hier bei der Songauswahl, Tempo und EQ Einstellung je nach Club und Laune… Es gab schon etliche Tracks, die 4-5 Mal gespielt wurden und danach aus dem Set rausgeflogen sind, auch wenn uns diese anfangs super gefallen haben oder jedes Mal gut ankamen. Wenn Sie uns nach einiger Zeit nicht mehr reingehen, werden diese nicht an Labels geschickt. Die Songs die lange bleiben, sind die, die eventuell veröffentlicht werden. Das ist von Vorteil für den Hörer, der uns öfter als einmal anhört, und für uns selbst eine gute Abwechslung und Inspiration für neue Tracks.

Was für Releases stehen in Zukunft an? Arbeitet ihr schon an einem Album oder wollt ihr erst mal noch ein paar EPs auf verschiedenen Labels unterbringen?
Es kommen eine EP auf Mono Recordings inkl. Re.You Remix, eine EP auf Little Helpers, ein Remix für Standard Fair auf Recycle und ein Remix für Martin Aquino auf Tenampa. Die sind bisher fix. An einem Album arbeiten wir noch nicht.

Im August spielt ihr zum ersten Mal auf dem Day&Night Festival in Sindelfingen neben Acts wie Ricardo Villalobos, Ben Klock, Len Faki oder Extrawelt. Macht euch ein solcher Gig noch ein bisschen nervös oder überwiegt die Vorfreude?
Grundsätzlich überwiegt die Vorfreude immer bei uns. Ein solcher Gig ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Dennoch ist jeder Gig etwas Spezielles für uns. Wie schon erwähnt, ist es das wichtigste für uns, dass der Vibe stimmt. Wir liefern ab! Ob nach uns Ricardo Villalobos oder Len Faki spielt, ändert daran nichts. Umso besser für uns, wir feiern nämlich auch gerne…

Bunte Bummler spielen am 31. August auf dem Day & Night Festival im Sindelfinger Glaspalast und am 02. Oktober in Schmitz Katze Freiburg.

www.bunte-bummler.com
www.soundcloud.com/bunte-bummler

Johannes Windisch