Kanzler & Wischnewski

Bunte Beats erobern die Republik.

Mit Kanzler & Wischnewski hat sich ein auf den ersten Blick ungleiches Paar gefunden. Der eine kommt aus dem eher beschaulichen Nürnberg, der andere aus dem aufregenden Osten Berlins. Wo so mancher Bayern und Berlinern gravierende kulturelle Unterschiede andichten will, eint Kanzler & Wischnewski die Liebe zur elektronischen Musik. Dass das bestens funktioniert, zeigt der rasante Aufstieg, den das DJ/Produzenten-Duo in den letzten Jahren hingelegt hat.
Gefunden hat man sich 2009, nachdem beide schon unabhängig voneinander Erfahrungen als DJs, Produzenten und Veranstalter sammeln konnten. Die erste Veröffentlichung als Produzenten gelang beiden Anfang 2010 mit vereinten Kräften bei Starcake Records. Es folgten weitere digitale Veröffentlichungen und zahllose Gigs, bis sie im Frühjahr 2011 mit der EP „About Me“ (via Keymono Music) die erste eigene Vinyl in den Händen halten durften. Seitdem gelten sie als etabliert und machen mit ihrem klar strukturierten, anderen Genreeinflüssen gegenüber offenem Minimal von sich reden. So mischen sich in das gradlinige Soundgerüst gerne mal dubbige Bässe, funky Housegrooves und Samples von Folklore bis Jazz.
Die wahre Dynamik des Duos zeigt sich vor allem bei ihren energetischen Gigs, die eine extravagante Mischung aus DJ-Set und Live Act bilden. Wer ein Kanzler & Wischnewski-Set besucht, sollte Ausdauer und offene Ohren mitbringen, denn mit Schnellschüssen geben sich beide nicht zufrieden. So kommt es vor, dass ein Set schon mal mehrere Stunden dauert und die eine oder andere musikalische Exkursion beinhaltet. Ein Blick auf die dieses Jahr anstehenden Bookings zeigt, dass das inzwischen auch weit über die Grenzen Berlins hinaus großen Anklang findet. Aktuell veröffentlichen die Herren das Album „Chamäleon“ auf dem Berliner Label Ostfunk.

Wer macht was bei Kanzler & Wischnewski?
Andree: Ich schmier die Stullen und Eric isst sie auf. ;-)  Jeder hat bei uns seine feste Aufgabe. Eric ist unser künstlerischer Kopf, der alle unsere Ideen ins Musikalische umsetzt. Meistens macht er das in seinem Studio in Nürnberg. Wenn er neue Ideen hat, schickt er diese an mich rüber bzw. er bringt sie mit, wenn wir uns vor unseren Gigs sehen. Wenn ich dann noch Ideen dazu habe, versuche ich diese mit in die jeweiligen Tracks einzubauen oder wir basteln gemeinsam in unserem Berliner Studio daran herum.
Eric: Andree ist unser Brain, Terminkalender, Manager, Organisator. Er kümmert sich um unsere Gigs und Bookings, macht die Promotion, verkauft unsere Releases an Labels etc. und kümmert sich um die Organisation. So hat jeder seinen Hauptbereich und wir ergänzen uns perfekt.

Was unterscheidet ein gemeinsames DJ-Set von euch von euren Solo-Sets?
Andree: Wischnewski Sets sind sehr melancholisch, verspielt, teils deep angehaucht und können manchmal sehr lange dauern. Eric Kanzler steht eher für Technoiden Sound, treibend und hart. Mit Kanzler & Wischnewski versuchen wir aus diesen beiden unterschiedlichen Soundrichtungen eine Einheit zu kreieren – das macht den Reiz unserer Sets aus

Andree – du bist seit 10 Jahren im Berliner Nightlife unterwegs. Wie findest du das Berliner Nachtleben im Moment und welche Veränderungen gegenüber früher bemerkst du?
Andree: Berlin ist elektronisch und elektronisch ist Berlin. Du kannst in dieser Stadt 7 Tage die Woche 24 Stunden am Tag unterwegs sein um zu feiern. Ich glaube das findet man in kaum einer anderen Stadt. Berlin pulsiert und verändert sich von Tag zu Tag. Das gilt für die Sounds, die Mode und die Locations, deren Formkurve sich permanent verändern kann. Als ich damals 1997 angefangen habe feiern zu gehen, gab es halt wenige Clubs, ich selber habe im alten Tresor angefangen und durfte noch wenige Monate des alten E-Werks miterleben. Auch gab es nicht so viele Events wie heute. Ich weiß noch als wäre es gestern gewesen, wie die ersten Sonntagsevents und After Hours im Lime Club stattfanden, danach alles in den Subground am Pfefferberg gezogen ist und von dort wiederum ins Nontox. Nach der Jahrtausendwende ist das Ding dann explodiert und es sind sehr viel mehr Locations geworden.

Ihr habt schon in sehr vielen Clubs aufgelegt – welcher fehlt noch, in dem ihr gerne spielen würdet?
Watergate, Berghain, Suicide… fehlen noch in unserer Sammlung. Aber was noch nicht ist kann ja noch werden. Und: wir sind dankbar und zufrieden mit dem, was wir schon erreicht haben.

Wie lange habt ihr für die Albumproduktion gebraucht?
Vom ersten Track bzw. der ersten Idee bis zum Finish knapp ein halbes Jahr.

Kanzler & Wischnewski haben immer schon ein Vorliebe für Ethnosounds – besonders spanische Sounds gibt es häufiger in eurem Gesamtwerk, aber man findet auch orientalische Klänge – Zufall oder verbirgt sich dahinter eine Verbindung zur Herkunft der Klänge?
Wir nehmen eigentlich das was uns gefällt und rennen nicht speziell einem Hype hinterher. Orientalische Sounds passen einfach zu oft und man kann mit ihnen so viele geile Sachen machen.

Wie seht ihr euch selber innerhalb der Ostfunk Range?
Wir denken, Ostfunk ist wichtig für uns – und wir sind wichtig für Ostfunk, was wir ja auch anhand der Downloadzahlen, Likes, Releases – auch auf anderen Labels – sehen. Wir haben – ob als Duo oder auch solo – den meisten Output und sehr großen Zuspruch. Ostfunk ist und bleibt ein Teil von uns, das wir mit voller kraft unterstützen und wir freuen uns auf noch viele fette Partys mit den Jungs.

Ihr seid für mitreißende lange Sets berühmt. Wie lang ging euer bisher längstes DJ-Set bzw. wie lange würdet ihr durchhalten, wenn es um einen Preis ginge?
Andree: Mein längstes Set ging glaube ich mal knapp 12 Std. lang. Das war aber am Anfang meiner kariere vor ca. 7-8 Jahren. Letztes Jahr hab ich mal ein 7-Stunden-Set im Lichtpark gespielt - man war ich danach im Arsch. 
Eric: Das weiß ich gar nicht so genau, ich spiele mich oft einfach nur in einen rauschähnlichen Zustand. Aber ich würde auch sagen so 10-12 Stunden.

Habt ihr als Kanzler & Wischnewski ein Karriereziel. Wo seht ihr euch in zehn Jahren?
Natürlich wäre es schön, wenn man weiterhin Erfolg hat bzw. diesen noch ausbauen könnte. Viele andere Künstler haben es ja in letzter Zeit bewiesen wie schnell man den absoluten Durchbruch schaffen kann, international wie national und auch in die Radiocharts hinein. Viel wichtiger ist uns aber, das wir uns true bleiben, uns nicht verbiegen lassen, wir, unsere Familien und Freunde gesund bleiben und wir weiterhin Spaß an der Sache haben. Alles andere lassen wir auf uns zukommen.

Wie sieht eurer Meinung nach der perfekte Club aus?
Wir fragen uns gerade, ob es den überhaupt gibt. Wichtig sind einfach nette Leute, sympathische Veranstalter oder Clubbesitzer und ganz wichtig: guter fetter Sound. Wenn der Sound nicht stimmt, kann die Location noch so fett sein und der Veranstalter noch so nett sein. Ohne fetten Sound gibt’s keine gute Party.

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Johannes Windisch