Interview: Anthony Rother

Am Equipment rumschrauben, aus Synthies Klänge kitzeln, den Drummachines alles abverlangen – elektronische Musik und roher Sex haben vieles gemeinsam. Anthony Rother ist der lebende Beweis dafür: Seine erste EP nannte er „Sex With The Machines“ – und wer seine Tracks kennt, der ahnt schon: Sowas in der Art wird er mit seinem Equipment auch haben. Wie sonst könnten seine Tracks so voll, energetisch und fett klingen. Strammer Techno? Electro im Kraftwerk-Style? Kein Ding: Anthony Rother fühlt sich im Spannungsfeld der verschiedenen Genres pudelwohl! www.anthony-rother.com

Du hast bereits 1988 deine erste Band gegründet. Seitdem bist du kontinuierlich dabei elektronische Musik zu produzieren und quasi auch zu entwickeln. 25 Jahre in denen du bis heute als Konstante innovativer elektronischer Musik gefeiert wirst. Wie schafft man es immer am Ball zu bleiben?
Dafür gibt es kein Rezept. Ich entwickle ständig meine Ideen weiter und experimentiere mit neuen Einflüssen. Mal passt es und Mal eben nicht. So geht es jedem Künstler glaube ich. Ich versuche immer meine eigenen Vorstellungen von Kunst zu verwirklichen. Außerdem habe ich nach wie vor unheimlichen Spaß am Musik machen - Das treibt mich an.

Du bist einer der wenigen Artists, bei denen Live auch wirklich Live im ursprünglichen Sinne bedeutet. Du spielst ausschließlich mit analogen Geräten und man kann behaupten dass dies mittlerweile zu einem Markenzeichen von dir geworden ist. Wie siehst du heutzutage den Markt für analoge Instrumente? Kann man von einer Art Revival sprechen, welches es dir auch ermöglicht neue analoge Geräte zu testen die auf den Markt kommen und in dein Live Act mit einzubauen. Freut dich diese grundsätzliche Entwicklung, dass analog nicht aufgegeben wird sondern genau wie digital sich weiterentwickelt?
Mein Live Act und die Geräte die ich dafür verwende, haben sich über die Jahre einfach bewährt. Ich könnte meine Live Show gar nicht mehr anders spielen. Das hat sich alles über die Jahre entwickelt und ist zu einer Einheit zusammengewachsen. Meine Live Show erfordert einen sehr hohen Aufwand- aber dafür habe ich unheimlich viele Möglichkeiten auf der Bühne. Meiner Performance sind keine Grenzen gesetzt - das macht mir am meisten Spaß.

Wenn du die Chance hättest zu einem Hersteller zu gehen und dir ein analoges Instrument zu wünschen – wie würde das aussehen? Wo liegen im analogen Bereich deiner Meinung nach noch Verbesserungsmöglichkeiten?
Der Instrumente-Markt hat alles zu bieten was das Herz begehrt. Die Möglichkeiten der Instrumente übersteigen sogar sehr oft das, was ich zum Musik machen benötige. Allerdings muss ich dazu sagen, dass es auch sehr viele Instrumente gibt, die viel versprechen, aber dann in der Realität einfach technisch schlecht umgesetzt sind. Das ist immer ärgerlich.

Viele sind der Meinung bei einem Live-Act hat der Künstler weniger Möglichkeiten zu variieren und auf das Publikum einzugehen. Du beweist stets das Gegenteil bei deinen Liveauftritten. Wie planst du den Ablauf bei einem Gig und wie variierst du innerhalb deinem Live-Act?
Diese Meinung ist so nicht richtig. Ein Live Act, der viele Geräte benutzt, hat unheimlich viele Möglichkeiten zu improvisieren - das bringt eine besondere Qualität. Wenn ich Live spiele, mache ich vorher einen ausgedehnten Soundcheck. Während der Show kann ich mich dann voll und ganz auf die Energie vom Publikum einlassen.

Produzierst du mittlerweile auch Digital? Bei deiner Fülle an Tracks und Alter Egos stelle ich es mir schwierig vor alles analog zu verarbeiten. Und stellt es für dich heutzutage manchmal ein Problem dar, dass die ganze Musikindustrie voll digitalisiert ist?
Die technische Umsetzung ist heutzutage kein Problem. Es kommt viel mehr darauf an, wie stark der Künstler auf Sicherheit und vorgefertigte Arrangements setzt. Ich benutze keine vorgefertigten Arrangements - ich mache alles nach Gefühl. Dadurch kann ich in jedem Moment meiner Live Show nach Belieben handeln und variieren. Jede meiner Shows ist einzigartig. Immer geprägt von der Interaktion zwischen dem Publikum und mir.

Deine neue EP „Faraway/Algorhythm“ ist bereits Anfang Dezember 2013 auf iTunes und auf decks.de mit einer auf 77 Stück limitierten Special Edition Vinyl herausgekommen. Was bedeutet es dir, dass man gerade bei Vinyl noch dieses „Rundumpaket“ mit speziellen Covern, verschiedenem Vinyl etc. dem Endverbraucher anbieten kann? Dieser Zauber geht bei digitalen Releases ja fast vollkommen verloren.
Vinyl ist eine sehr schöne Sache. Sie gibt der Musik einen Bezug zur Wirklichkeit. Zudem bieten Vinyls auch gestalterisch ganz andere Möglichkeiten. Ich denke aber, dass die digitalen Releases immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Allein schon durch die vielfältigen Möglichkeiten der Endgeräte, wie z.B. Ipods und Smartphones. Die physischen Tonträger sind leider in ihrer Endphase als Konsum-Medium angekommen.

Für die erste Jahreshälfte 2014 hast du dein neues Album „Netzwerk der Zukunft“ angekündigt. Erzähl unseren Lesern doch kurz worauf sie sich freuen dürfen.
Ihr könnt euch auf ein Elektro-Album freuen, das an "Simulationszeitalter" und "Hacker" anknüpft. Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, geht einfach auf meine Facebook-Seite. Da gibt es zur Zeit einige Videos, in denen ich im Studio daran arbeite. Da bekommt ihr einen super Eindruck, was euch erwartet.

www.facebook.com/anthony.rother.official

 

Christian Schmidt