3 Fragen an… AndOnez
Kurz nach der Jahrtausendwende, pünktlich zum Deutschrap-Boom auf den Schulhöfen der Republik, erblickten auch in Freiburg eine Reihe Artists das Licht der Bühne. Nun, nach über einer Dekade künstlerischem Schaffen, ist ein weiterer Rapper „erwachsen“ geworden und beweist mit seinem Album „Blau“ weitaus mehr breitgefächerte Themenkomplexe als das immer noch vorhandene Rapper-Klischee von Goldketten, Nutten und kolumbianischem Pulver.
Der Freiburger schafft es, auch soziale Probleme mit seinen ehrlichen Texten zu transportieren und dem unterhaltungswilligen Konsumenten mit der richtigen Portion Satire und Emotion zu vermitteln.
Hallo AndOnez! Jede Farbe hat neben den gängigen Interpretationen viele Bedeutungen. Was bedeutet für dich „Blau“? Was an deinem Album ist blau? Also warum hast du es so genannt?
Blau ist eine Farbe mit unterschiedlichen, teilweise fast widersprüchlichen Bedeutungen... Blau wie Blues, Melancholie, Trauer; Blau wie die verlockende Freiheit des blauen Himmels, wie Sehnsucht, wie Ferne, wie Unendlichkeit; Blau wie der blaue Planet; Blau wie betrunken sein. All diese Emotionen und Eindrücke stecken für mich in Blau, und nachdem ein Song bereits diesen Namen trug, war es der einzig logische Titel für mich. Das lässt sich als grafisches Konzept auch schön umsetzen. Zumal Blau als Kind immer meine Lieblingsfarbe war.
Wir sprechen bei derlei Musik gerne von erwachsenem HipHop. Was bedeutet für dich erwachsen sein? Sowohl in musikalischer als auch in persönlicher Hinsicht?
In persönlicher Hinsicht bedeutet erwachsen sein auf jeden Fall die Fähigkeit, einen Schritt zurücktreten zu können und das ganze Bild zu betrachten... Lieber alleine sein als sich verbiegen zu müssen, aber dennoch Kompromisse eingehen können. Loyalität gewissen Idealen und Menschen gegenüber. Und das Kind in sich Kind sein zu lassen, aber es kontrollieren zu können; Zuckerbrot und Peitsche sozusagen.
In musikalischer Hinsicht bedeutet es den Respekt vor anderen Genres und eine gewisse Zeitlosigkeit, fernab von aktuellen Trends - vielleicht auch die Fähigkeit Songs zu schreiben, die jeden ansprechen können, anstatt Battle-Rap Strophen für eine Hand voll HipHop-Nazis. Wobei es mir eigentlich immer den Magen umdreht, wenn in einer Pressemeldung steht, dass mein ehemaliger Lieblingskünstler jetzt „erwachsene“ Musik macht (lacht).
Freiburg war noch nie das große Rap-Mekka. Wie ist es als solch ambitionierter Künstler aus dem Süden heraus zu agieren?
Natürlich beschleicht einen manchmal das Gefühl, dass in Berlin vieles leichter wäre, einfach weil die relevanten Medien und Labels alle mehr oder weniger vor Ort sind. Man bekommt das hier und da auch immer wieder als guten Rat wenn man mit der Musik was erreichen will ;-) Ich für meinen Teil liebe diese Stadt und sehe es eher als Herausforderung, einen Schrei von hier nach draußen zu schicken. Zumal wir hier inzwischen ein super Netzwerk haben und viele Leute, die ambitioniert Musik machen und überregional gehört werden. Aktuell allen voran Cossu, aber natürlich auch Sokom, Balance, Escape... Ich denke, dass Freiburg nie das große Rap-Mekka war, kann ein Handicap darstellen, es darf jedoch keine Ausrede sein.
Die LP „Blau“ erscheint am 05. September. Gefeiert wird dies im Waldsee Freiburg.