Backstage Stuss: Interview mit Philipp Hofmann

Mehrere Tage neben einem Dixi-Klo...
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In seiner Funktion als Gastronomie Musketier bei Red Bull betreut der Freiburger Philipp Hofmann einen Großteil der nationalen Festivalkooperationen. Spannender Blickwinkel, dachten wir uns. Künstlerkontakt, Backstageaufenthalt, Cateringtest, so Sachen. Da muss doch die eine oder andere Anekdote bei rüberkommen. Natürlich erwarten wir hier keine detaillierte Petze a la Villalobos der Woche oder Aoki der Saison, aber eine neutralisierte Berichterstattung dürfte doch machbar sein.

Klassiker! Beginnen wir mal mit den Extrawürsten in Bezug auf Verpflegung oder Tour-Rider diverser Künstler - irgendwelche obskuren Ausreißer erlebt schon?
Sicherlich der international bekannte Elektrokünstler, der mit eigenem Koch angereist war. Der hat im Vorfeld Gemüse und Fleisch von einem bestimmten Biobauern aus Frankreich verlangt und wollte, dass alles nur koscher zubereitet und serviert wird. Das war schon ein Aufwand, hat aber geklappt. Und am Ende haben sie kaum was gegessen. Meistens sind es die, von denen man es am wenigsten erwartet, die harten Rapper die nur eine Sorte Bio Dinkel Brot und Wasser aus Japan trinken.

Sonstige Sonderwünsche? Der Shuttle-Service Fahrer darf selbst kein DJ sein? Keine braunen M&Ms in der Knabberschale? Erzähl doch mal, wer hat da mit welcher Aktion den Vogel abgeschossen?
Wir hatten eine Konzertreihe mit dem Rapper Cro. Drei Konzerte an einem Tag in drei Ländern (Deutschland, Schweiz und Österreich) am Bodensee. Wir hatten einen engen Timetable, weil er an der letzten Konzertlocation aus einem Helikopter springen und per Fallschirm landen sollte. Bei der Überfahrt von Österreich in die Schweiz mit mehreren Speedbooten hat sein Manager plötzlich gefunkt dass Cro schwimmen möchte. Also alles auf Stopp und er ging im Bodensee baden. Da haben wir schon geschwitzt. 

Wo Künstler anstrengend werden, gibt es bestimmt auch Veranstalter, die aus der Reihe tanzen. Was war die heftigste Aktion eines Veranstalters die du live miterleben durftest?
Da möchte ich nicht allzu viel verraten, ich will ja auch in Zukunft noch mit den Veranstaltern zusammen arbeiten :-). Aber es gibt schon ein paar Kandidaten die einem das Leben schwer machen können. Ein Klassiker ist sicherlich, wenn Equipment, das bereits aufgebaut ist, noch mal um einen Meter versetzt werden muss. 



Und die Besucher? Was lassen die sich denn so einfallen, um ihren Aufenthalt etwas lustiger zu gestalten? Kann man von diesen kreativen Köpfen vielleicht sogar noch etwas lernen?
Es ist beeindruckend zu sehen, was die Leute mittlerweile alles mit auf die Zeltplätze schleppen. Die sind stellenweise besser ausgestattet wie jeder Schrebergarten. Egal, ob ganze Grillstationen, Pools oder auch richtige Kühlschränke. Krass war auf jeden Fall eine Gruppe Holländer, die auf dem Zeltplatz der Nature One mit einem Tieflader vorfuhren und dort eine riesige Anlage mit Boxentürmen und Lichtanlage aufgebaut haben. Nicht mal kleinere Festivals haben solches Equipment. Die Jungs haben vier Tage am Stück durchgefeiert und ich bezweifle, dass die auch nur ein Mal auf dem Festivalgelände selbst waren. Wobei ich mich schon frage, wie man vier Tage Gabba und Happy Hardcore Sound erträgt, aber das ist ein anderes Thema :-)

Als hartgesottener Festivalgänger muss man ja auch mal in einem Zelt geschlafen und mobile Sanitäranlagen genutzt haben. Irgendwelche spannenden Erfahrungen?
Glücklicherweise habe ich bei den Festivals immer die Möglichkeit im Hotel zu schlafen oder wir haben einen Wohnwagen auf dem Crewground stehen. Bemerkenswert war sicherlich eine Gruppe Jungs, die auf dem Southside mehrere Tage neben einem Dixi-Klo, das schief stand, gecampt haben. Das Dixi war bereits nach einem Tag voll und ein Rinnsal ergoss sich langsam unter und um ihr Zelt. Scheint sie aber nicht gestört zu haben, die hatten augenscheinlich die Zeit ihres Lebens.

Was war dein persönlich schlimmstes Erlebnis mit Eventbezug?
Schlimm sind eigentlich immer die Auf- und Abbautage im strömenden Regen. Knietief im Matsch und klatschnass in der Kälte über das Gelände zu rennen kann einem schon mal die Festivalfreude trüben.

Und dein erfreulichstes?
Da gibt es so viele, dass ich gar kein bestimmtes benennen könnte. Super spannend ist für mich immer noch die Helden meiner Jugend Backstage zu treffen. Mit großen Augen wie ein Fan da zu stehen und sich nicht zu trauen nach einem Foto zu fragen. Beim Wu-Tang Clan (HipHop Open 2013) ging es mir so. Und es ist jedes Mal aufregend die Möglichkeit zu haben, einen Auftritt von der Stage aus zu sehen und die Energie der Zuschauer zu spüren. Gänsehaut.



Gibt es den einen ultimativen Ausrüstungsgegenstand, den du auf jedem Festival mit dir führst?
Meine Gummistiefel dürfen nie fehlen. Selbst wenn die Sonne scheint. Ich fühle ich mich sicherer, wenn ich sie im Auto weiß.

Und sonst? Was sollte in jedem Fall auf der Packliste des Besuchers eines mehrtägigen Festivals stehen?
Unbedingt Sonnencreme. Es gibt nix Schlimmeres, als ein fieser Sonnenbrand am zweiten Festivaltag. Lädt nämlich alle dazu ein dir auf den Rücken zu klatschen. Außerdem eine günstige Sonnenbrille (ich verliere pro Saison mindestens zwei Stück)… und natürlich gut gekühltes Red Bull, auf den Festivals am liebsten die Yellow Edition.

Anything left? Dein Tipp an die Festival-Jünger dieser Saison:
Frei nach Macklemore aus Growing Up: Go To Festivals, Camp, Fall In Love & Dance. Und lasst Euch nicht auf einem Festival tätowieren… so wie ich… :-)

Lucie Schaal