Zwischen Jugend- und Hochkultur: Interview mit Jürgen Oschwald
Jürgen Oschwald, geboren 1969 in Löffingen, lebt in Freiburg. Und, wäre Hans Dampf in allen Gassen nicht stark abgedroschen, wir würden ihn als einen Solchen betiteln. Nennen wir ihn doch einfach owald! 1992 - 1996 studiert an der FHF Freiburg (jetzt hKDM) übrigens.
Das Aufbröseln seines künstlerisch vielseitigen Schaffens kann hier deshalb auch nur stichpunktartig stattfinden: Als Veranstaltungsgenosse von Rainer Trüby ist er für das Artwork der gerne gesammelten Root Down Plakate, sowie, gemeinsam mit Ernesto, für die dekorative Partygarderobe des Waldsees (auch tag.eins) verantwortlich. Als Kurator betreut er die Ausstellungen im Pförtnerhaus. Seine Skulpturen schmückten bereits das ZMF und die Faulerbadsche Liegewiese. Einzelausstellungen, Gruppenausstellungen, Performances, JugendKunstParkour-Kursleiter... hach, was könnten wir jetzt alles schreiben. Bis das der Pinsel haart.
Dein Engagement und dein Schaffen bewegen sich im Spektrum zwischen Jugend- und Hochkultur. Quasi zwischen Kunstverein und Fußgängerunterführung. Ansonsten ist die Freiburger Schnittmenge – seien es Aktivisten oder Rezipienten – ja relativ gering. Was hältst du davon? Grund zur Änderung?
Ich finde es natürlich schade! Ich selbst entdecke sehr gerne gute Graffitis in der Unterführung und bewege mich immer wieder in den verschiedenen Szenen. Feiere abends in Schmitz Katze noch unseren Root Down Event und bin tags darauf wieder im Morat Institut. Vielfalt tut gut, bereichert.
Institutionen wie der Kunstverein Freiburg sollen von allen jungen, interessierten Leuten besucht werden. Die Alexander Bürkle Stiftung, der Kunstraum Foth, das Pförtnerhaus, das L6, das Museum für Neue Kunst, das T66 in der Talstraße, um hier einige von vielen zu nennen … sind Orte, die sich mit aktueller, kritischer Kunst beschäftigen. Hingehen, anschauen, inspirieren lassen und sich seine Meinung bilden. Und im Gegenzug die sogenannte Subkultur entdecken, offen sein und mit wachen Augen durch die Stadt schreiten … und hier auch gerne die kultivierten Erwachsenen mit an die Hand nehmen.
Urban Art findet in öffentlichen und privaten Ausstellungsräumen nur in einem sehr überschaubaren Rahmen statt. Generell ein Problem der Ausstellungsfläche, der Wirtschaftlichkeit, oder der Zeit, die in Freiburg vielleicht noch nicht reif ist?
Urban Art, Street Art oder auch Graffiti Art sind Bewegungen, die sich aus der Stadtkultur, der Szene speisen. Dort liegt der Ursprung und ihre wahre Heimat. Rüde, kritisch, manchmal illegal, mit Witz und Humor, das sind Komponenten von guter, mitreißender Street Art. Banksy im Museum langweilt mich … verliert an Originalität und Direktheit. Deshalb muss gute Urban Art für mich nicht zwingend in die Galerien oder die Museen … ich entdecke die weißen, aufgeklebten Männchen lieber hinter dem nächsten Brückenpfeiler und bin dabei.
Wenn du denjenigen, die sich pauschal für Kunst interessieren, es aber noch nicht wissen, oder aber neu in der Stadt sind - Schachtelsatz Olé - einen Tipp geben dürftest, wie würde dieser lauten? Also, bezüglich dem Herantasten an die bildenden Künste in Freiburg.
Keine Scheu vor der berühmten Hemmschwelle zeigen und die Gegenwartskunst nicht als abschreckendes Monster betrachten. Alle freuen sich über Besucher, alle wünschen sich junge interessierte Menschen und erklären gerne und helfen weiter. Auch hier: Offenheit und Neugier und nur keine Hemmungen … auch nicht vor scheinbar doofen Fragen.
Kunst kann richtig cool und mitreißend sein! (Konkrete Tipps: siehe Antwort eins!) … und zum Ausprobieren gibt es für die neue Künstlergeneration den richtig, schönen JugendKunstParkour im Kubus neben Schmitz Katze. Mit Kunstcamp und tollen Kunstateliers. Da kann sich jeder nach Herzenslust ausprobieren. Auf zu neuen Ufern! www.owald.com