Interview: Julien Bracht

Julien Bracht ist mit Sicherheit eine der großen Entdeckungen der elektronischen Musikszene im Jahr 2012. Der gerade einmal 21 Lenze zählende Frankfurter begeistert vor allem als talentierter Produzent und als Live Act. Das ging auch an Lucianos Cadenza Label nicht vorbei, und so wurde das junge Ausnahmetalent im vergangenen Jahr neustes Mitglied der Cadenza Familie

Hey Julien! Erzähl unseren Lesern doch kurz ein paar Sätze über dich, wo du herkommst, wo deine Wurzeln liegen und wie du zur elektronischen Musik gekommen bist.
Erst einmal freue ich mich über dieses Interview mit euch. Mein Name ist Julien Bracht, ich bin geboren in Frankfurt am Main und aufgewachsen in Spanien (Andalusien). In der Musik liegen meine Wurzeln, ganz klar, in allem was mit Rhythmik zu tun hat. Ich hatte mit sechs Jahren das erste Mal Schlagzeugunterricht und bin seitdem fest mit dem Instrument verbunden. Mit der elektronischen Musik bin ich das erste Mal in Kontakt gekommen, als ich auf die Electro-Produzenten Justice und Daft Punk gestoßen bin. Mit sechzehn habe ich das erste Mal versucht meine eigenen Ideen umzusetzen und habe meine ersten Stücke produziert, die mehr in Richtung Electro gingen.

Du agierst ausschließlich als Live Act. Erzähl uns doch kurz, welches Equipment du dabei benutzt.
Ich spiele Live mit Ableton, einem Analogen 8-Kanal Mischer, einem Midi-Controller, einer 12“ Snare, einer Mini-Cajón, 2 Meinl Dark series Becken (12“,14“), 2 Cowbells, einer Mini 6“ Snare und verschiedenen Shakern.

Stellt gerade diese Kombinationsmöglichkeit, klassische Instrumente, wie ein Schlagzeug, mit elektronischer Musik zu verknüpfen, den besonderen Reiz eines Live Acts für dich dar?
Das Wichtigste für mich ist erst einmal die Musik die ich produziere, die mich selbst vollkommen überzeugen muss, denn mein Ziel ist es, das Publikum auf eine gewisse Art und Weise zu berühren. Wenn ich auf der Bühne stehe, kommt zu meiner Tätigkeit als Produzent, meine Liebe zur Live-Musik hinzu und improvisiert frei über meine Studioproduktionen – genau das verleiht dem ganzen mein musikalisches Ich.

Könntest du dir auch vorstellen irgendwann mal ohne Ableton, ausschließlich mit analogen Geräten aufzutreten? Würde dich diese Vorstellung reizen oder bist du über die technische Entwicklung dankbar.
Ich habe in meinem Studio die neueste Softwaretechnik in Kombination mit den verschiedensten analog Synthesizern. Das ist für mich das Maß der Dinge. Das ich auf der Bühne irgendwann zu einem analog Sequencer wechsle, denke ich nicht, da ich in Ableton einfach viel mehr Möglichkeiten habe. Gerade was das Live spielen mit akustischen Instrumenten angeht.

Spielte auch die Entwicklung der letzten Jahre eine Rolle bei deiner Entscheidung nur Live zu performen? Immerhin sind DJs eine Art Massenphänomen geworden. Ein Live Act ist allerdings immer, alleine vom Aufwand den man investiert, eine Liga für sich.
Ich habe als DJ angefangen, ab und zu lege ich immer noch für mich selbst im Studio auf. Aber im Moment will ich mich vollkommen auf das Live-Spielen konzentrieren, weil es für mich als Musiker eine größere Herausforderung darstellt. Egal vor welchem Publikum und in welcher Location, ich muss mit meiner Musik die Zuhörer erreichen und berühren. Dazu habe ich jedes Mal die Möglichkeit meine Stücke mit den improvisierten Drum-Einlagen anders klingen zu lassen.

Gibt es bei dir nie den Moment in dem du gerne DJ wärst? Klar, Live spielen ist wie eine Art Konzert, aber auch als DJ kann man eine besondere Stimmung und magische Atmosphäre über Stunden aufbauen und dabei eine ganz andere und eigene Beziehung mit der Musik schließen. Kein Reizvolles Thema für dich?
Ich habe großen Respekt vor guten DJs. Ich lasse mich von DJ Sets in Clubs inspirieren, was natürlich auf meine Musik abfärbt. Gerade bin ich dabei meine Plattensammlung zu erweitern. Es kann gut sein, dass ich in 1-2 Jahren wieder auflege, dann allerdings unter einem anderen Namen.  Julien Bracht wird immer für elektronische Live Musik stehen.

Du bist gerade mal 21 Jahre alt und wurdest letztes Jahr als neustes Mitglied in die Cadenza Familie aufgenommen. Erzähl uns doch kurz wie Cadenza auf dich aufmerksam wurde und vielleicht kannst du uns auch verraten was Cadenza an dir so beeindruckt hat?
Diesen Sommer hatte ich einen Gig im Frankfurter Cocoon Club. Reboot, der schon vorher oft meine Platten gespielt hatte, sah mich an diesem Abend das erste Mal Live spielen und war begeistert. Zwei Wochen später fragte er, ob ich Lust hätte auf Ibiza für die Vagabundos Party im Pacha zu spielen. Nach diesem Gig rief mich der Manager von Cadenza an. Drei Tage später saß ich mit Luciano am Tisch und ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte ein Teil der Cadenza Familie zu werden. Das war mit die schönste Frage, die mir je gestellt wurde.

Cadenza ist ja als Label bzw. Agentur bekannt die nicht einem Hype folgt, sondern auf ausgewählte Artists setzt - frei nach dem Motto Qualität statt Quantität. Was bedeutet es dir persönlich ein Mitglied dieses Kollektivs, auch in Anbetracht deiner musikalischen Vorstellung, zu sein?
Es ist ein überragendes Gefühl bei dieser großen Musiker Familie dabei zu sein. Das erste was mir Luciano gesagt hat war, dass ich meinen eigenen Weg gehen soll und sie mich dabei, mit allem was ihnen zu Verfügung steht, unterstützen werden. Das ist ein wahr gewordener Traum. Ich habe die Chance mich selbst zu verwirklichen und bekomme dazu den besten Support, den man sich vorstellen kann.

Du hast in diesem Jahr einige Gigs auf Ibiza, unter anderen auf den Cadenza Events im Pacha, gespielt. Wie war die Erfahrung für dich auf der Insel zu spielen?
Die Gigs auf der Insel waren sehr aufregend. Eine tolle neue Erfahrung. Auf Ibiza herrscht eine besondere Energie, die in der Welt der elektronischen Musik sehr viel bewegt. Vieles hat dort seinen Anfang gefunden, viele Künstler, wie auch ich, wurden entdeckt. Ich werde immer eine besondere Verbindung zu dieser Insel haben.

Symbolisch betrachtet, welchen der beiden Gigs würdest du wählen. Am Strand auf Ibiza oder im Keller in Detroit?
Im Keller in Detroit.

Mitte November 2012 erschien die neue "Sven Väth in the Mix - The Sound of the 13th Season", auf der du mit deinem Track "Grace" vertreten bist. Was steht sonst noch bei dir in Zukunft an und gibt es schon konkrete Pläne auf was man sich von dir und Cadenza freuen kann?
Dass ich auf der aktuellen "Season" bin, ist ein sehr große Ehre für mich. Als ich davon erfahren habe, hatte ich am ganzen Körper Gänsehaut, ich konnte es kaum fassen. Auch das war einer meiner Träume, die jetzt Realität geworden sind. Ein unglaubliches Gefühl. Meine erste Platte auf Cadenza erscheint Anfang 2013. Darüber bin ich sehr glücklich.

 

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Christian Schmidt