Joe Budden / No Love Lost

Membran / HipHop / www.joebuddentv.com

Als 2003 der New Yorker Rapper Joe Budden sein Debüt-Album auf dem Kult-Label Def Jam veröffentlichte, staunten Fans und Kritiker nicht schlecht, dass der notorischste Freestyle-Battle-König der Stadt ein Album auf die Beine gestellt hatte, welches das ganze Spektrum des Genres souverän abdeckte. Zu den virtuosen Wortspielereinen, für die Budden bis dahin bekannt war, gesellten sich auf einmal Songs, die Gesang und Rap kombinierten. 2012 war ein in jeder Hinsicht ein großartiges Jahr für Joe Budden. Als Kopf des HipHop-Kollektives Slaughterhouse (zudem noch Crooked I, Royce Da 5’9“ und Joell Ortiz gehören) räumte er mit dem Album „Welcome To: Our House“ in den USA-Billboard-Charts ab - auf Platz 2 schaffte es das Werk.
Eine musikalische Weiterentwicklung dokumentiert nun „No Love Lost“, bei dem sich Joe Budden von Künstlern wie Drake inspiriert fühlt. Als Gegenentwurf zu eindimensionalen Gangster-Attitüden mancher Kollegen baut Joe Budden auf ein weitaus komplexeres Weltbild. Musikalisch drückt sich dieses in einer Dynamik aus, die auch ruhigere Passagen zulässt während textlich alle Facetten des menschlichen Miteinanders beleuchtet werden.
Auf dem Album finden sich viele Mitstreiter: Joell Ortiz, Crooked I und Royce Da 5'9 von Slaughterhouse geben sich die Ehre. Da muss ich aber leider auch gleich anmerken, dass das neue Album nichts mit dem Slaughterhouse-Sound zu tun. Ich hätte mir für dieses Album durchaus mehr Einfluss seiner Gruppe gewünscht. Demnach sind die Lieder „All In My Head“, „My Time & Skeletons“ die wenigen Lichtblicke für Boombap-Fans. Aber für die, ist das Album vermutlich auch nicht gemacht worden. Das Album hat aber einen durchaus stimmigen Spannungsbogen, ist homogen ausproduziert und dürfte Fans von Drake,
Lil Wayne und Twista gefallen. Da es derzeit in Amerika sowieso ein Entwicklung zu geben scheint, die Rapper dazu veranlasst gefälliger, oder auch mehr in Richtung Pop zu produzieren, hat das schon seine logische Konsequenz. Ich aber werde mit „No Love Lost“ nicht so richtig warm, da ändert auch die Liste der Produzenten nicht so wirklich was dran. Die Produktion fällt in die Hände von so profilierten Beat-Künstlern wie T-Minus (Rihanna), Boi-1-Da (Nicki Minaj) und Araabmuzik. Schade, denn nach dem grandiosen Slaughterhouse-Album waren meine Erwartungen doch recht groß. Die hat er, für mich, leider nicht erfüllt. CK
4/6

Christian Koch