Nils Petter Molvaer + Moritz Von Oswald / 1/1

Emarcy / Jazz, Electronica / www.nilspettermolvaer.info

So eine wunderschöne Platte! Hier haben zwei Klangwelten zueinander gefunden, so ist der erste Eindruck beim ersten Hören. Die zurückgenommene Jazztrompete von Nils Petter Molvaer und die fein austarierten dunklen Electronica von Moritz von Oswald – sie mögen einander. Nils Petter Movaer lebt die Trompete von Miles Davis weiter, und zwar des Miles Davis der frühen 70er Jahre, als er sein „modal" genanntes, mit wenigen Töne  auskommendes Spiel an die Rockmusik heranführte. Federleichte und brodelnde Endlos-Sessions waren das Ergebnis. „In A Silent Way" aber auch „Bitches Brew" – die Titel von Davis' Alben der 70er Jahre waren programmatisch. Bei Molvaer wirkt das ganze wie aus der Zeit gerückt, und ganz dem elegischen Schönklang gewidmet. Die Trompete strahlt klar und mit nordischer Kühle und bleibt dabei doch unverbindlich. Hier hätte es die Aufgabe des Partners Moritz von Oswald sein können, dagegenzuhalten, für Irritationen zu sorgen, etwas „Bitches Brew" zu verbreiten. Doch findet das leider nicht statt. Oswald schöpft ebenfalls aus der Vergangenheit, und zwar seiner eigenen. Die 20 Jahre alten Basic-Channel-Produktionen standen Pate und der Zauber ihrer Klangwelten entfaltet sich durchaus. Doch von Oswalds Beiträge ordnen sich unter und werden zur Dekoration des dominanten Trompetenklangs statt eigenes Profil zu entwickeln. Es ist so, als sei bei Moritz von Oswald, einem der Vorreiter der elektronischen Musik das Vertrauen in ihre Eigenständigkeit verloren gegangen. Das ist schade. Und trotzdem: eine sehr schöne Produktion! SE
4/6

Stephan Elsemann