Addis Pablo / In My Father’s House
Argwohn ist angesagt. Wenn Söhne von Legenden anstreben, in die Fußstapfen ihrer Überväter zu treten, regt sich selten Freude. Gewöhnlich endet solch hochtrabendes Ansinnen in langweiligem Abklatsch, in musikalischem Leichenraub. Melodica-Gott Augustus Pablo, Vater von Addis, zählt unbestritten zu den unerreichten Melodie- und Stimmungsgenies im Roots-Reggae. Da will Sohnemann mithalten? Doch, oh Überraschung, so übel macht er seine Sache nicht. Addis haucht der Melodica immerhin mehr frische Akzente ein als alle UK-Neo-Dubber in den letzten zwei Jahrzehnten. Hochwertige Gastbeiträge, etwa von Earl Sixteen und Chezidek, bereichern das Album. Sieben Melodica-Cuts, eine Hand voll Songs, dazu sieben Dubs, die durch feine Mischkultur überzeugen. Da überhören die Ohren wohlgewogen, dass viele Riddims recht homogen vor sich hin trotten. Summa summarum bietet Addis’ Debütalbum durchaus gepflegten Roots-Genuss. 5/6